Vatikan/Italien: Benedikt in der lutherischen Gemeinde Rom
Mehr Einsatz für die Ökumene, aber auch sichtbare Dankbarkeit für bereits Erreichtes
– das ist Papst Benedikts Botschaft anlässlich seines Besuches in der lutherischen
Gemeinde Roms. Auf den Spuren seines Vorgängers Johannes Paul II. stattete der Papst
Roms Protestanten am Sonntagabend einen Besuch ab – als Papst war es Benedikts erster
Besuch in einem lutherischen Gotteshaus. Feierlich – mit Bibellesungen, Gebeten und
Gemeindegesang nach lutherischem Brauch – feierten katholische und evangelische Gläubige
einen Wortgottesdienst in der spätwilhelminischen Christuskirche. Das Gotteshaus nahe
dem Park Villa Borghese ist geistliches Zentrum für rund 350 deutschsprachige Protestanten
in der italienischen Hauptstadt. In seiner Predigt erinnerte Benedikt eindringlich
an die Notwendigkeit eines größeren Einsatzes für die Ökumene.
„Nachfolge
geschieht im Wir: Zum Christsein gehört das Wir-Sein in der Gemeinschaft seiner Jünger.
Und da steht die Frage der Ökumene mit uns auf: die Trauer darüber, dass wir dieses
Wir zerrissen haben, dass wir doch den einen Weg in mehrere Wege zerteilen und so
das Zeugnis verdunkelt wird, das wir damit geben sollten – dass die Liebe selbst nicht
ihre volle Gestalt finden kann. Was sollen wir dazu sagen?“
Mit dabei waren
auch Kardinalvikar Agostino Vallini, Stellvertreter Benedikts XVI. im Bistum Rom,
und der Ökumeneverantwortliche Kardinal Walter Kasper. Christen, so Benedikt, dürfen
sich mit dem in der Ökumene Erreichten „nicht zufrieden geben“. Dass es etwa unter
Katholiken und Lutheranern noch keine eucharistische Tischgemeinschaft gebe, sei traurig.
Der Papst:
„Dass wir in wesentlichen Dingen, in der Feier der heiligen Eucharistie,
nicht den gleichen Kelch trinken können und nicht am gleichen Altar stehen, muss uns
mit der Trauer erfüllen, dass wir Schuld auf uns laden, dass wir das Zeugnis verdunkeln,
muss uns innerlich unruhig machen, auf dem Weg zu mehr Einheit zu sein - in dem Wissen,
dass zuletzt nur Er sie schenken kann, denn eine Einheit, die wir selbst aushandeln
würden, wäre menschengemacht und so brüchig wie alles, was Menschen machen. Wir ergeben
uns Ihm, suchen Ihn immer mehr zu kennen und zu lieben, Ihn zu sehen... und überlassen
Ihm, dass er damit uns wirklich ganz zur Einheit führt, die wir in dieser Stunde mit
aller Dringlichkeit zu Ihm beten.“
Wichtig sei jedoch, so der Papst, das
gemeinsam Erreichte anzuerkennen und es auch nach außen sichtbar zu machen.
„Wir
hören heute viele Klagen, die Ökumene sei zum Stillstand gekommen, und gegenseitige
Vorwürfe. Ich denke aber, zuallererst sollten wir doch dankbar werden, dass es soviel
Einheit gibt: Es ist doch schön, dass wir heute am Altar hier miteinander beten, miteinander
die gleichen Lieder singen, miteinander das gleiche Wort Gottes anhören, es miteinander
auszulegen und zu verstehen suchen dürfen. Dass wir auf den einen Christus hinschauen,
den wir sehen und den wir hören wollen! Und dass wir so doch Zeugnis davon geben,
dass er der eine ist, der uns alle gerufen hat und dem wir im tiefsten alle zugehören.
Ich glaube, wir sollten vor der Welt deutlicher nicht allerlei Zank und Streit sichtbar
machen, sondern die Freude darüber, die Dankbarkeit darüber, dass der Herr uns dies
schenkt und dass es wirkliche Einheit gibt, die immer tiefer werden kann und die immer
mehr auch zum Zeugnis für das Wort Christi, für den Weg Christi werden soll in dieser
Welt!“ (rv 15.03.2010 pr)