2010-03-15 12:53:09

Vatikan/Italien: Benedikt in der lutherischen Gemeinde Rom


Mehr Einsatz für die Ökumene, aber auch sichtbare Dankbarkeit für bereits Erreichtes – das ist Papst Benedikts Botschaft anlässlich seines Besuches in der lutherischen Gemeinde Roms. Auf den Spuren seines Vorgängers Johannes Paul II. stattete der Papst Roms Protestanten am Sonntagabend einen Besuch ab – als Papst war es Benedikts erster Besuch in einem lutherischen Gotteshaus. Feierlich – mit Bibellesungen, Gebeten und Gemeindegesang nach lutherischem Brauch – feierten katholische und evangelische Gläubige einen Wortgottesdienst in der spätwilhelminischen Christuskirche. Das Gotteshaus nahe dem Park Villa Borghese ist geistliches Zentrum für rund 350 deutschsprachige Protestanten in der italienischen Hauptstadt. In seiner Predigt erinnerte Benedikt eindringlich an die Notwendigkeit eines größeren Einsatzes für die Ökumene.

„Nachfolge geschieht im Wir: Zum Christsein gehört das Wir-Sein in der Gemeinschaft seiner Jünger. Und da steht die Frage der Ökumene mit uns auf: die Trauer darüber, dass wir dieses Wir zerrissen haben, dass wir doch den einen Weg in mehrere Wege zerteilen und so das Zeugnis verdunkelt wird, das wir damit geben sollten – dass die Liebe selbst nicht ihre volle Gestalt finden kann. Was sollen wir dazu sagen?

Mit dabei waren auch Kardinalvikar Agostino Vallini, Stellvertreter Benedikts XVI. im Bistum Rom, und der Ökumeneverantwortliche Kardinal Walter Kasper. Christen, so Benedikt, dürfen sich mit dem in der Ökumene Erreichten „nicht zufrieden geben“. Dass es etwa unter Katholiken und Lutheranern noch keine eucharistische Tischgemeinschaft gebe, sei traurig. Der Papst:

„Dass wir in wesentlichen Dingen, in der Feier der heiligen Eucharistie, nicht den gleichen Kelch trinken können und nicht am gleichen Altar stehen, muss uns mit der Trauer erfüllen, dass wir Schuld auf uns laden, dass wir das Zeugnis verdunkeln, muss uns innerlich unruhig machen, auf dem Weg zu mehr Einheit zu sein - in dem Wissen, dass zuletzt nur Er sie schenken kann, denn eine Einheit, die wir selbst aushandeln würden, wäre menschengemacht und so brüchig wie alles, was Menschen machen. Wir ergeben uns Ihm, suchen Ihn immer mehr zu kennen und zu lieben, Ihn zu sehen... und überlassen Ihm, dass er damit uns wirklich ganz zur Einheit führt, die wir in dieser Stunde mit aller Dringlichkeit zu Ihm beten.“

Wichtig sei jedoch, so der Papst, das gemeinsam Erreichte anzuerkennen und es auch nach außen sichtbar zu machen.

„Wir hören heute viele Klagen, die Ökumene sei zum Stillstand gekommen, und gegenseitige Vorwürfe. Ich denke aber, zuallererst sollten wir doch dankbar werden, dass es soviel Einheit gibt: Es ist doch schön, dass wir heute am Altar hier miteinander beten, miteinander die gleichen Lieder singen, miteinander das gleiche Wort Gottes anhören, es miteinander auszulegen und zu verstehen suchen dürfen. Dass wir auf den einen Christus hinschauen, den wir sehen und den wir hören wollen! Und dass wir so doch Zeugnis davon geben, dass er der eine ist, der uns alle gerufen hat und dem wir im tiefsten alle zugehören. Ich glaube, wir sollten vor der Welt deutlicher nicht allerlei Zank und Streit sichtbar machen, sondern die Freude darüber, die Dankbarkeit darüber, dass der Herr uns dies schenkt und dass es wirkliche Einheit gibt, die immer tiefer werden kann und die immer mehr auch zum Zeugnis für das Wort Christi, für den Weg Christi werden soll in dieser Welt!“ 
(rv 15.03.2010 pr)







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