Die Christen dürfen
sich mit dem in der Ökumene Erreichten „nicht zufriedengeben“: Das hat Papst Benedikt
am Sonntag Abend beim Besuch der lutherischen Gemeinde Roms gesagt. Dass es unter
Katholiken und Lutheranern noch keine eucharistische Tischgemeinschaft gebe, „muss
uns mit der Trauer erfüllen, dass wir Schuld auf uns laden“, so Benedikt. Wir dokumentieren
hier den Kernteil seiner Predigt; außerdem können Sie hier die ganze Papst-Predigt
nachhören.
„Nachfolge geschieht im Wir: Zum Christsein gehört das Wir-Sein
in der Gemeinschaft seiner Jünger. Und da steht die Frage der Ökumene mit uns auf:
die Trauer darüber, dass wir dieses Wir zerrissen haben, dass wir doch den einen Weg
in mehrere Wege zerteilen und so das Zeugnis verdunkelt wird, das wir damit geben
sollten – dass die Liebe selbst nicht ihre volle Gestalt finden kann. Was sollen wir
dazu sagen?
Wir hören heute viele Klagen, die Ökumene sei zum Stillstand gekommen,
und gegenseitige Vorwürfe. Ich denke aber, zuallererst sollten wir doch dankbar werden,
dass es soviel Einheit gibt: Es ist doch schön, dass wir heute am Altar hier miteinander
beten, miteinander die gleichen Lieder singen, miteinander das gleiche Wort Gottes
anhören, es miteinander auszulegen und zu verstehen suchen dürfen. Dass wir auf den
einen Christus hinschauen, den wir sehen und den wir hören wollen! Und dass wir so
doch Zeugnis davon geben, dass er der eine ist, der uns alle gerufen hat und dem wir
im tiefsten alle zugehören.
Ich glaube, wir sollten vor der Welt deutlicher
nicht allerlei Zank und Streit sichtbar machen, sondern die Freude darüber, die Dankbarkeit
darüber, dass der Herr uns dies schenkt und dass es wirkliche Einheit gibt, die immer
tiefer werden kann und die immer mehr auch zum Zeugnis für das Wort Christi, für den
Weg Christi werden soll in dieser Welt!
Natürlich dürfen wir uns damit nicht
zufriedengeben, auch wenn wir voller Dankbarkeit sein sollten für diese Gemeinsamkeit:
Dass wir dennoch in wesentlichen Dingen, in der Feier der heiligen Eucharistie, nicht
den gleichen Kelch trinken können und nicht am gleichen Altar stehen, muss uns mit
der Trauer erfüllen, dass wir Schuld auf uns laden, dass wir das Zeugnis verdunkeln,
muss uns innerlich unruhig machen, auf dem Weg zu mehr Einheit zu sein - in dem Wissen,
dass zuletzt nur Er sie schenken kann, denn eine Einheit, die wir selbst aushandeln
würden, wäre menschengemacht und so brüchig wie alles, was Menschen machen. Wir ergeben
uns Ihm, suchen Ihn immer mehr zu kennen und zu lieben, Ihn zu sehen... und überlassen
Ihm, dass er damit uns wirklich ganz zur Einheit führt, die wir in dieser Stunde mit
aller Dringlichkeit zu Ihm beten.“