2010-03-15 10:15:10

Papst in lutherischer Gemeinde: die Predigt


RealAudioMP3 Die Christen dürfen sich mit dem in der Ökumene Erreichten „nicht zufriedengeben“: Das hat Papst Benedikt am Sonntag Abend beim Besuch der lutherischen Gemeinde Roms gesagt. Dass es unter Katholiken und Lutheranern noch keine eucharistische Tischgemeinschaft gebe, „muss uns mit der Trauer erfüllen, dass wir Schuld auf uns laden“, so Benedikt. Wir dokumentieren hier den Kernteil seiner Predigt; außerdem können Sie hier die ganze Papst-Predigt nachhören.

„Nachfolge geschieht im Wir: Zum Christsein gehört das Wir-Sein in der Gemeinschaft seiner Jünger. Und da steht die Frage der Ökumene mit uns auf: die Trauer darüber, dass wir dieses Wir zerrissen haben, dass wir doch den einen Weg in mehrere Wege zerteilen und so das Zeugnis verdunkelt wird, das wir damit geben sollten – dass die Liebe selbst nicht ihre volle Gestalt finden kann. Was sollen wir dazu sagen?

Wir hören heute viele Klagen, die Ökumene sei zum Stillstand gekommen, und gegenseitige Vorwürfe. Ich denke aber, zuallererst sollten wir doch dankbar werden, dass es soviel Einheit gibt: Es ist doch schön, dass wir heute am Altar hier miteinander beten, miteinander die gleichen Lieder singen, miteinander das gleiche Wort Gottes anhören, es miteinander auszulegen und zu verstehen suchen dürfen. Dass wir auf den einen Christus hinschauen, den wir sehen und den wir hören wollen! Und dass wir so doch Zeugnis davon geben, dass er der eine ist, der uns alle gerufen hat und dem wir im tiefsten alle zugehören.

Ich glaube, wir sollten vor der Welt deutlicher nicht allerlei Zank und Streit sichtbar machen, sondern die Freude darüber, die Dankbarkeit darüber, dass der Herr uns dies schenkt und dass es wirkliche Einheit gibt, die immer tiefer werden kann und die immer mehr auch zum Zeugnis für das Wort Christi, für den Weg Christi werden soll in dieser Welt!

Natürlich dürfen wir uns damit nicht zufriedengeben, auch wenn wir voller Dankbarkeit sein sollten für diese Gemeinsamkeit: Dass wir dennoch in wesentlichen Dingen, in der Feier der heiligen Eucharistie, nicht den gleichen Kelch trinken können und nicht am gleichen Altar stehen, muss uns mit der Trauer erfüllen, dass wir Schuld auf uns laden, dass wir das Zeugnis verdunkeln, muss uns innerlich unruhig machen, auf dem Weg zu mehr Einheit zu sein - in dem Wissen, dass zuletzt nur Er sie schenken kann, denn eine Einheit, die wir selbst aushandeln würden, wäre menschengemacht und so brüchig wie alles, was Menschen machen. Wir ergeben uns Ihm, suchen Ihn immer mehr zu kennen und zu lieben, Ihn zu sehen... und überlassen Ihm, dass er damit uns wirklich ganz zur Einheit führt, die wir in dieser Stunde mit aller Dringlichkeit zu Ihm beten.“








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