D: Missbrauchsfälle – auch Evangelische Kirche betroffen
Bei Kindesmissbrauch darf es nach Ansicht des amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen
Kirchen in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, keine „billige Gnade“ geben.
Er plädiert für einen umfassenden Täter-Opfer-Ausgleich, bei dem es nicht nur um Geld
gehen dürfe. Dazu könnten auch „Runde Tische“ dienen. Die erste Sorge der Kirche gelte
den „geschundenen Opfern“, sagte er am Wochenende vor Journalisten in Köln. Man wolle
bei der Aufklärung Transparenz walten lassen und der staatlichen Gerichtsbarkeit Vorrang
einräumen. Aber es müsse auch Konsequenzen im innerkirchlichen Betrieb geben. Die
Kirche werde freilich auch Tätern „menschliche Solidarität“ nicht versagen. Wie Schneider
sagte, sei von Kindesmissbrauch nicht nur die katholische Kirche betroffen. Die meisten
Missbrauchsfälle ereigneten sich in der Familie. Aber auch in der evangelischen Kirche
tauchen immer wieder Fälle auf. Ein Hauptverdächtiger, der Reformpädagoge und ehemalige
Leiter der Odenwaldschule, Gerold Becker, gehörte der EKD-Kammer für Bildung und Erziehung
an und war 1997 beteiligt an der Herausgabe einer Orientierungshilfe für den Konfirmandenunterricht.
Außerdem vertrat er der Frankfurter Rundschau zufolge als Theologe die evangelische
Kirche bei schulischen Fachgesprächen mit dem Land Hessen. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft
Düsseldorf gegen 17 ehemalige Mitarbeiter der Educon GmbH, einer Tochtereinrichtung
der diakonischen Graf-Recke-Stiftung. Wie viele Heranwachsende betroffen waren, ist
noch unklar.