Beim Angelusgebet
auf dem Petersplatz hat Papst Benedikt das Gleichnis vom Verlorenen Sohn in den Mittelpunkt
seiner Ansprache gestellt. Dieses Evangelium könne als ein Bild vom geistlichen Wachsen
des Menschen verstanden werden:
„Gott ist treu und liebt den Menschen,
selbst wenn dieser sich von ihm entfernt und sich dadurch selber fremd wird. In Jesus
Christus schenkt Gott der Welt die Versöhnung, damit eine neue Schöpfung werde. Wir
alle brauchen diese Versöhnung. Und wenn wir dieses große Geschenk annehmen, können
auch wir die Botschaft der Treue und Liebe Gottes, der uns allen wie ein barmherziger
Vater entgegenkommt, weiter tragen. Von Herzen wünsche ich euch einen gesegneten vierten
Fastensonntag.“ Die Fastenzeit lade dazu ein, in der Reue über
die Sünden zu wachsen und Gottes Barmherzigkeit neu zu erfahren. Die Vergebung Gottes
sei „größer als unser Elend, aber auch größer als unsere Gerechtigkeit“. Der Papst
äußerte sich nicht zur aktuellen Missbrauchsdebatte, worüber zuvor in zahlreichen
Medienberichten spekuliert worden war.
Das biblische Gleichnis vom verlorenen
Sohn habe die Kraft, von Gott zu sprechen und uns sein Antlitz zu zeigen, ja sogar
sein Herz. Seitdem Jesus uns vom barmherzigen Vater Kunde gebracht hat, sei nichts
mehr wie vorher. Jetzt kennen wir Gott: Er ist unser Vater, der uns aus Liebe zur
Freiheit erschaffen hat und uns ausgestattet hat mit einem Gewissen; der leidet, wenn
wir verloren gehen und der sich freut, wenn wir wiederkehren. In der Beziehung des
Sohnes mit dem Vater könne man auch die Entwicklungsstufen der Beziehung des Menschen
zu Gott erkennen.
Es gebe die Phase der Kindheit: die Religiosität sei vor
allem von Bedürfnis und Abhängigkeit geprägt. Dann will der Mensch sich von dieser
Unterwerfung befreien und erwachsen werden im Glauben, auf Gott verzichten zu können.
Dies sei eine Phase, die zum Atheismus führen könne. Aber das verdecke nicht selten
die Notwendigkeit, das wahre Ansicht Gottes zu suchen. Zu unserem Glück lasse es Gott
nie an seiner Treue zu uns fehlen; und selbst wenn wir uns von ihm entfernen, geht
er uns nach in Liebe, vergibt uns unsere Fehler und ruft uns zurück zu sich, so der
Papst „Nur wenn man sich von einer bedingungslosen Liebe geliebt weiß und Vergebung
erfährt, treten wir endlich ein in Verhältnis mit Gott, das geprägt ist von wahrer
Sohnschaft und Freiheit.“