Kardinal Christoph
Schönborn hat sich angesichts der Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen
Kirche gegen Selbstmitleid in der Kirche gewandt. Auch wenn es schmerzlich sei, müssten
die Mitglieder der Kirche in diesen Tagen Anfeindungen aushalten. Bei einer Pressekonferenz
in Wien sagte Schönborn:
„Es muss uns zuerst um das Leid der Opfer und nicht
um die eigene Befindlichkeit gehen. Es ist mir klar, dass alle Menschen, die sich
aktiv zur katholischen Kirche bekennen und für die Missbrauchsfälle keine Verantwortung
tragen, mit schmerzlicher Kritik und Anfeindungen konfrontiert werden. Aber: Das sind
'Peanuts' im Vergleich zu dem, was die Missbrauchsopfer oft ein Leben lang zu ertragen
haben.“
Die Kirche stelle sich der Realität von Missbrauchsfällen,
so Schönborn. Man wolle offen und ehrlich damit umgehen und nichts vertuschen. Ein
Journalist fragte ihn, ob im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen der Zölibat in
Frage gestellt werde.
„Wenn der Zölibat der Grund für sexuellen Missbrauch
wäre, dürfte es überall dort, wo es den Zölibat nicht gibt, auch keinen Missbrauch
geben. Ich weise erneut Medienberichte zurück, wonach ich selbst den Zölibat infragegestellt
hätte. In meinem Kommentar für das Wiener diözesane Mitarbeitermagazin „thema kirche“
habe ich vor allem auf die Priesterausbildung abgezielt. Das Missbrauchsproblem steht
hingegen in engem Zusammenhang mit der persönlichen Reife von Menschen. Zur persönlichen
Reife jedes Menschen gehört auch die Integration und der Umgang mit Sexualität - egal
in welcher Lebensform.“