Es braucht eine zentrale Stelle für Menschen, die im kirchlichen Bereich Opfer sexueller
Übergriffe werden. Dies schlägt der Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln, Martin
Werlen, im Interview mit NZZ Online (Samstag) vor. Die Beratungsstelle soll unter
neutraler Leitung stehen – im Gegensatz zur Lösung, die die Deutsche Bischofskonferenz
kürzlich getroffen hat. Ein Mitglied der Bischofskonferenz dafür zu benennen, wäre
eine zu große Hemmschwelle für Betroffene, so Abt Martin. Die zentrale Anlaufstelle
für Opfer sei nötig „angesichts der großen Vielfalt der katholischen Kirche in der
Schweiz“: Es müsse eine Stelle geben, die den Überblick über alle Strukturen habe
und eine koordinierende Funktion wahrnehme. Konkret bräuchte es in der Schweiz drei
Stellen, je eine pro Sprachregion. – In Deutschland haben die Bischöfe im Februar
angesichts des sich ausweitenden Missbrauchsskandals einen Vier-Punkte-Plan verabschiedet.
Dieser sieht unter anderem die Einrichtung eines bundesweiten Büros für Missbrauchfragen
in Bonn vor, das der Trierer Bischof Stephan Ackermann leiten wird. Abt Martin Werlen
lehnt eine solche Lösung für die Schweiz ab. Die Schweizer Bischöfe hatten bereits
Ende 2002 unter dem Titel „Sexuelle Übergriffe in der Seelsorge“ Richtlinien für die
Diözesen veröffentlicht und ein Fachgremium „Sexuelle Übergriffe in der Pastoral“
eingesetzt. Dem Gremium gehören kirchliche wie nicht-kirchliche Personen an, darunter
Juristen, Psychologen und Priester. Für die Bischofskonferenz hat Abt Martin Werlen
im Fachgremium Einsitz.