2010-03-11 13:17:34

Österreich: „Kirche muss zeigen, wie sie Kinder schützen will“


Die Kirche muss im Umgang mit den Fällen sexuellen Missbrauchs nun „vorbildlich“ handeln und zeigen, wie man zukünftig Kinder schützen will. Das fordert der emeritierte Wiener Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner, der auch Obmann des Vereins „Lobby für Kinder“ ist. In einem Zeitungsinterview vom Donnerstag meint Zulehner, es sei aufgrund der gegenüber den 70er oder 80er Jahren offeneren Umgangsweise mit dem Problem zu erwarten gewesen, dass frühere Übergriffe jetzt zum Vorschein kommen. Zulehner befürchtet, dass viele Leute die Skandale zum Anlass für einen Kirchenaustritt nehmen. Aus der Forschung sei bekannt, dass 80 Prozent der Missbräuche in den Familien passieren, meint der Theologe; aber die Kirche habe „natürlich eine besondere Verantwortung“ aufgrund ihres hohen moralischen Anspruchs. Dass der Zölibat als eine mögliche Ursache für die Missbrauchshäufungen im kirchlichen Bereich anzusehen ist, bezweifelt Zulehner. Laut einer US-Studie gebe es „keinen direkten Zusammenhang zwischen der Lebensform und der sexuell unreifen Persönlichkeit“. Die Kirche müsse natürlich „prüfen, ob sie mit der verordneten Lebensform nicht einen unerfreulichen Beitrag zu dem Problem liefert - etwa, dass pädophile Personen meinen, in kirchlichen Männergemeinschaften 'gut arbeiten' zu können“, so Zulehner. Aber es handle sich um kein Problem der Lebensform, sondern um eines der nicht entwickelten Persönlichkeit. Dass es im zölibatären Bereich in ihrer sexuellen Entwicklung geschädigte Leute geben kann und es der Kirche nicht gelingt, diese Leute vom kirchlichen Dienst fernzuhalten, komme leider vor; das sei aber auch „nur schwer zu verhindern“.

(kap 11.03.2010 sk)







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