Er war eine der großen
Gestalten im Gespräch zwischen Islam und Christentum: Mohammed Sayed Tantawi. Der
81-Jährige leitete seit 1996 die ägyptische Universität Al-Azhar, wichtigste Autorität
im sunnitischen Islam. Am Mittwoch ist Scheich Tantawi in Riad gestorben. Der Dialog-Verantwortliche
des Vatikans, Kardinal Jean-Louis Tauran, würdigt Tantawi so: „Er war nicht
nur eine herausragende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in Ägypten, sondern
auch ein Freund – uns gegenüber zeigte er immer großes Verständnis, und er nahm uns
immer sehr herzlich auf. Das letzte Mal habe ich ihn Ende Februar bei unserem jährlichen
Dialogtreffen gesehen, und er gab da erneut eine Probe seiner großen Menschlichkeit,
als er uns auf die barbarischen Morden an einigen Christen und an einem islamischen
Wachmann beim orthodoxen Weihnachtsfest ansprach. Tantawi war ein Mann des Friedens
und des Dialogs.“ Auch der koptische Papst Shenuda III. habe ihm – dem Kardinal
– einmal gesagt: „Tantawi ist ein edler Mann.“ Schon bei seiner ersten Begegnung mit
dem Scheich, der zuvor auch ägyptischer Großmufti gewesen war, wurde Kardinal Tauran
von Tantawi überrascht: „Wir hatten jeder für sich ein Abschlußstatement vorbereitet.
Als wir ankamen, sagte er schon: „Euer Text ist besser, inhaltlich wie sprachlich
– darüber brauchen wir gar nicht mehr lange zu verhandeln. Wir akzeptieren ihn so,
wie er ist – euer Text ist unser Text.” Das war wirklich ein schönes Beispiel des
Dialogs und der Zusammenarbeit.“ Der Franzose Tauran leitet den Päpstlichen
Rat für den Interreligiösen Dialog, welcher jedes Jahr eine Konferenz mit der Kairoer
Al-Azhar-Universität hält – immer wechselnd, einmal in Rom, einmal in Kairo. (rv
11.03.2010 sk)