Mexiko: Skandal um Legionäre Christi erschüttert Kirche
Der Skandal um die „Legionäre Christi“ erschüttert die Kirche in Mexiko, aus der der
Gründer der Gemeinschaft stammte. Das Doppelleben des 2008 gestorbenen Paters Marcial
Maciel Degollado ist ein beherrschendes Thema in den Medien; das berichtet ein Korrespondent
der Nachrichtenagentur kna aus Mexiko-Stadt. Missbrauchsvorwürfe gegen Maciel standen
schon seit Jahren im Raum, seit einigen Wochen und Monaten aber erreichen die Meldungen
über das Ausmass der Verfehlungen neue Dimensionen. Medien berichten über eine angebliche
Lebensgefährtin Maciels. Diese gab an, Mutter zweier gemeinsamer Kinder zu sein. Die
mutmasslichen Söhne Maciels beschuldigen ihren Vater zudem des sexuellen Missbrauchs.
Fast täglich vermelden mexikanische Medien neue Details über das Doppelleben Maciels.
So habe sich der Ordensgründer unter anderem als Mitarbeiter eines Ölkonzerns, aber
auch als Privatdetektiv oder als CIA-Agent ausgegeben. Doch es gibt auch Ungereimtheiten
bei denen, die Beschuldigungen erheben: So hätten die mutmasslichen Söhne Maciels
von den Legionären ein Schweigegeld in Höhe von umgerechnet 26 Millionen Franken verlangt,
erklärte ein Sprecher der Ordensgemeinschaft. Die Forderungen und die öffentlichen
Aussagen der „Maciel-Familie“ sorgen für Verstimmung bei deren Anwälten. Ein Teil
der Rechtsvertreter legte zu Wochenbeginn offenbar aus Protest ihr Mandat nieder.
Papst Benedikt XVI. soll bald einen kirchlichen Untersuchungsbericht über die Ordensgemeinschaft,
bei der eine Apostolische Visitation durchgeführt wurde, erhalten. Fünf Bischöfe,
die der Vatikan beauftragt hatte, werden dann über ihre Besuche in den Niederlassungen
des Ordens berichten. Maciel war im Februar 2008 im Alter von 87 Jahren in den USA
gestorben. Zu Beginn der kirchlichen Untersuchungen standen Vorwürfe, der Ordensgründer
habe Seminaristen missbraucht. Zudem soll Maciels Ordensangehörigen die Absolution
für gemeinsam begangene sexuelle Handlungen erteilt haben. Das Kirchenrecht sieht
dafür die automatische Exkommunikation vor, die nur vom Papst selbst gelöst werden
kann. Maciel selbst bestritt die Vorwürfe zu Lebzeiten. Bereits 2006 hatte der Vatikan
den Ordensgründer im Zusammenhang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gemassregelt.
Jetzt spekulieren die mexikanischen Medien über die Zukunft der „Legionäre Christi“.
(kipa 11.03.2010 sk)