Michael Triegel
kann sich vor Interviewanfragen kaum noch retten: Er hetzt von Termin zu Termin, um
über seinen neusten, sehr prominenten Auftrag zu sprechen. Der Leipziger Künstler
malt für das Institut Papst Benedikt in Regensburg ein Porträt Benedikts XVI. Im Gespräch
mit Elfi Vomberg erklärt er, wie er diese ehrenvolle Aufgabe angeht.
Kaum
war Michael Triegel aus Rom zurück, hat er sich bereits auf seine Skizzen, Aufzeichnungen
und Fotos, die er während der Generalaudienz angefertigt hat, gestürzt. Nun geht es
in seinem Leipziger Atelier um erste Kopf- und Kompositionsstudien, bevor er den Pinsel
für das Papstporträt in die Hand nehmen wird. Doch, wie nähert man sich einer solchen
Persönlichkeit an, ohne Berührungsängste zu haben?
„Es geht erstmal um
den Menschen und ob ich jetzt einen römischen Straßenjungen male oder den Papst –
ich will den Menschen malen. Nun kommt natürlich bei dem Auftrag das Amt selbstverständlich
hinzu. Also man malt ja mehrere Personen: Man malt Joseph Ratzinger, man malt den
Papst, man malt 2000 Jahre Christentum, man malt noch die halbe Kunstgeschichte mit,
wenn man dann an die Papstporträts von Raffael und Tizian denkt, aber irgendwann denke
ich muss ich das dann auch wieder ausblenden und da geht es mir wirklich um diesen
Menschen.“
Der Künstler der „Neuen Leipziger Schule“ praktiziert eine aufwendige
Mischtechnik, wie sie schon seit Raffael und Rubens benutzt wird. Das Bild wird zunächst
grundiert, später dann mit mehreren dünnen Farblasuren bemalt, um am Ende besonders
leuchtende Farben zu erzeugen.
„Es geht mir um das Gesicht und das ist
ja das wunderbare bei älteren Menschen, dass sowie das Leben gelebt wurde, die Gedanken,
die Gefühle - die zeichnen ja dann natürlich auch ein Gesicht. Und da finde ich einfach
das Gesicht des Papstes ungeheuer interessant. Es wird natürlich auch irgendwie ikonographisch
vielleicht Hinweise geben, dass eine Schrift oder ein Blatt Papier oder ein Buch in
der Hand sein wird. Er ist eben auch der große Intellektuelle.“
In seinen
Werken beschäftigt sich Michael Triegel immer wieder mit mythologischen und religiösen
Themen. Ikonische Andachtsbilder oder großformatige Altarbilder – und nun mit dem
Porträtbild des Papstes sein bisher prominentester Auftrag. Michael Triegel ist in
der DDR aufgewachsen und daher selber konfessionslos. Er erklärt, wie er das mit seinem
Schaffen vereinbaren kann:
„Ich weiß, dass ich eine ungeheure Sehnsucht
hätte nach Gehaltensein, nach Glauben oder vielleicht sogar pathetisch gesagt nach
Erlösung und ich glaube – dass vielleicht sogar dieses Sehnsuchtsmotiv nach etwas,
was man nicht hat, kann manchmal produktiv sein. Manchmal sogar produktiver vielleicht
als so eine oberbayerische Glaubensfestigkeit, die man einfach mit der Muttermilch
eingesogen hat. Aber was das konfessionslose angeht kann ich jetzt mal so sagen: Es
wird vielleicht nicht dabei bleiben.“
In zwei bis drei Monaten plant der
Leipziger Maler mit dem Porträt fertig zu sein. Zwischendurch wird er immer wieder
Skizzen und Fotos an Papst Benedikt schicken. Nach der Generalaudienz in der vergangenen
Woche hatte Michael Triegel sogar kurz die Gelegenheit mit dem Papst zu sprechen.
„Ironisch hat er gesagt, sie sind also mein Raffael. Das fand ich schon
irgendwie auch ganz nett und freundlich. Und er hat mir gesagt, dass er mir Gottes
Segen wünscht für die Arbeit.“