Der Umgang der katholischen Kirche in Deutschland mit den Missbrauchsvorwürfen verstärkt
laut einer Studie ein negatives Kirchenbild in den Medien. Wie das Zürcher Forschungsinstitut
Media Tenor am Freitag mitteilte, gab es bereits seit dem vergangenen Herbst in Deutschland
in den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF kaum noch positive Meldungen über die
katholische Kirche. Die katholische Kirche habe „ihren Sympathiebonus, den sie durch
die Wahl Josef Ratzingers zum ersten deutschen Papst seit 500 Jahren gewonnen hat,
endgültig aufgebraucht“, fasste der Präsident von Media Tenor International, Roland
Schatz, die Untersuchungsergebnisse zusammen. Für die Analyse waren aus Deutschland
insgesamt 1.345 Berichte über die katholische Kirche in der Tagesschau und den Tagesthemen
der ARD, den ZDF-Sendungen „heute“ und „heute journal“ sowie in den Sieben-Uhr-Nachrichten
des Deutschlandfunks ausgewertet worden. Den Umgang des Jesuitenordens und der Bischöfe
mit den Missbrauchsvorwürfen nannte Schatz „nicht sonderlich professionell“. Die Kommunikation
der eigenen Maßnahmen sei nur zögerlich erfolgt. Bei einem derart defensiven Kommunikationsstil
sei es nicht verwunderlich, dass die Kritiker die Oberhand behielten. Vor diesem Hintergrund
riet Schatz den Bischöfen zu einer offensiveren Herangehensweise: „Nur ein absolut
offener Umgang mit den Vorwürfen, der auch vor dem Episkopat nicht Halt macht, kann
den Weg dazu öffnen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.“