2010-03-05 11:53:32

Schweiz: Heiliger Krieg ist nicht möglich


RealAudioMP3 Die Schweiz wird das Thema des Umgangs mit den Muslimen wohl so schnell nicht los. Das zeigt nicht zuletzt der Angriff des libyschen Staatspräsidenten Muhammar Gaddafi gegen das Land in der letzten Woche. Er erklärte der Eidgenossenschaft bei einer Rede in der Stadt Benghasi kurzerhand den Heiligen Krieg. Begründung: Die Schweiz sei wegen des Minarettverbots „ungläubig“ und „abtrünnig“. Da bestehe allerdings eine Differenz in der Bewertung, sagt uns Erwin Tanner von der Schweizer Bischofskonferenz. Die in der Schweiz lebenden Muslime würden die Situation nämlich völlig anders einschätzen.

„In den Augen Gaddafis gelten die Schweizer Muslime als abtrünnige Muslime. Das können die hier in der Schweiz lebenden Muslime selbstverständlich nicht annehmen. Sie versuchen, in Übereinstimmung mit dem islamischen Glauben zu leben. Sie versuchen, mit bestem Wissen und Gewissen ihren Glauben hier zu praktizieren. Sie können den Aufruf zum Heiligen Krieg auch nicht ernst nehmen. Erstens deshalb, weil Gaddafi überhaupt keine Befugnis hat, zum Heiligen Krieg aufzurufen. Das können allein die religiösen Führer. Diese Rolle kommt ihm in seinem Kontext nicht zu. Weder von der Verfassung Lybiens, noch von der islamischen Religion her.“

Auch nach objektiven Maßstäben des islamischen Rechts verfehle der Aufruf Gaddafis die faktische Situation in der Schweiz. Keine der durch die Scharia festgelegten Indikationen treffe auf das Land zu.

„Die Muslime in der Schweiz finden sich nicht in einer Lage der Bedrängnis. Sie können ihren Glauben nach wie vor völlig unbedrängt ausleben und sie sind nicht gezwungen, ihren Glauben aufzugeben. Die Muslime können das auch nicht annehmen, weil sie sich nicht auf Abwegen befinden. Nach der islamischen Tradition kann der Heilige Krieg ausgerufen werden, wenn es einerseits eine Spaltung innerhalb der Muslime gibt oder wenn Muslime von Nichtmuslimen in Bedrängnis geraten sind und ihren Glauben aufgeben müssen. Doch eben diese Voraussetzungen sind in der Schweiz nicht gegeben.“

Mehr dazu hören Sie heute Abend in der Sendung „Prisma“

(rv 05.03.2010 mg/ds)







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