2010-03-03 10:02:44

D: Lehmann spricht von Verleumdung


Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, weist Vorwürfe zurück, dass die Kirche in der Vergangenheit Missbrauchsfälle systematisch vertuscht habe. In einem Kommentar nennt der Mainzer Bischof dies eine – so wörtlich – „ganz und gar unberechtigte Unterstellung“ und eine „Verleumdung“. Zwar habe es früher sicher auch in einzelnen Fällen eine gewisse „Verharmlosung“ gegeben; doch sei die Kirche schon lange entschieden auf Aufklärung umgeschwenkt. Wer behaupte, dass die Kirche nicht wirklich aufklären wolle, verbreite „Unsinn“.
Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler hat derweil die Sexualmoral der katholischen Kirche als verlogen kritisiert. „Das Sexualleben steht bei ihr unter dem Verdacht, etwas potenziell Schlechtes zu sein“, sagte der 80-Jährigte in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“. Zugleich habe die Kirche in Sexualfragen stets strenge Maßstäbe an sich und ihre Mitglieder angelegt. Die inzwischen bekanntgewordenen Missbrauchsfälle zeigten jedoch, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklafften. Um ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, müsse die Kirche „von ihrem hohen Ross herunter“. Der ehemalige Jesuitenschüler bedauerte zugleich, dass der gesamte Jesuitenorden wegen des Fehlverhaltens Einzelner an den Pranger gestellt werde. Durch den Missbrauchsskandal an den Gymnasien des Ordens werde „die sehr gute Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jesuiten diskreditiert“. Geißler wörtlich: „Das stimmt mich traurig.“
Die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger denkt weiter über eine Verlängerung der zivilrechtlichen Verjährungsfrist nach. Das sagte die FDP-Politikerin der „Berliner Zeitung“. Zwar sei eine solche Verlängerung nur schwer zu bewerkstelligen, was die strafrechtliche Seite betreffe. Doch sei es möglich, die Fristen für den Anspruch auf Schmerzensgeld oder Schadenersatz zu verlängern. Leutheusser-Schnarrenberger war kürzlich von den deutschen Bischöfen scharf kritisiert worden, nachdem sie den kirchlichen Umgang mit Missbrauchsfällen kritisiert hatte.
Die neue Familienministerin Kristina Schröder begrüßt den Vorschlag der deutschen Bischöfe, einen Runden Tisch mit allen gesellschaftlich relevanten Gruppen zum Thema Missbrauch einzurichten. „Ich finde es falsch, jetzt nur die katholische Kirche an den Pranger zu stellen“, sagte die CDU-Politikerin der FAZ. „Probleme mit Kindesmissbrauch gibt es in unterschiedlichen Bereichen“: Nicht nur in kirchlichen Internaten, sondern etwa auch „in Sportvereinen oder in den Familien.“
(rv/kna/berliner zeitung/faz 03.03.2010 sk)







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