Schulkinder sollen
in ihren Klassen fair und nicht einseitig über Religion informiert werden: Dafür hat
sich der Vatikan in Kairo stark gemacht. Auf einem interreligiösen Treffen in Ägypten,
in dem es immer wieder mal zu Übergriffen auf Christen kommt, trafen sich Ende Februar
Vertreter des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog mit einem Religionskomitee
der renommierten Kairoer Universität al-Azhar. Kardinal Jean-Louis Tauran war dabei.
Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:
„Wir haben Vorschläge
zur Gestaltung von Schulbüchern gemacht, denn schließlich lernen Kinder ja durch sie
über Religion. Ein spontaner Dialog zwischen den Religionsgruppen ist ja in Schulen
bereits Realität - und das muss man mit entsprechenden Materialien unterstützen! Weiter
ging es auf der Tagung um Medien und vor allem das Satellitenfernsehen. Unsere muslimischen
Brüder sind ganz offensichtlich darüber verstört, dass dort Religion oft lächerlich
gemacht wird.“
Fast jedes Haus in Kairo hat eine Satellitenschüssel
auf dem Dach - und es ärgert die frommen Moslems und Imame, dass sie keinerlei Einfluß
darauf haben, welche Inhalte da in ägyptische Haushalte gespült werden. Am letzten
Tag der zweitägigen Konferenz ging es um das Thema „Gewalt und Religion“. Dabei stand
die Instrumentalisierung von Religion als Ursache von Gewalt im Mittelpunkt. Scharf
verurteilte der sunnitische Imam von Al-Azhar, Muhammad Sayyed Tantawi, den Mord an
mehreren koptischen Christen in Nag Hammad Anfang Januar. Versöhnung und Respekt –
darauf hätten sich die anwesenden muslimischen und christlichen Religionsvertreter
einstimmig verständigt, sagt Tauran:
„Es geht um die
Stärkung der Kultur, um gegenseitige Wertschätzung und Dialog durch Erziehung in Familie,
Schule, den Kirchen, den Moscheen. Wir möchten damit einen Geist der Brüderlichkeit
fördern. Es gibt ja diesen Effekt, dass man zwar viel über Toleranz spricht, aber
nicht wirklich glaubt, dass wir alle Kreaturen eines Gottes sind und eine Familie
bilden.“
Elf Vorschläge zum Kampf gegen religiös motivierte
Gewalt fassten die Teilnehmer in einem Abschlussdokument zusammen. Es wurde von Kardinal
Tauran, dem Scheich Muhammad Abd al-Aziz Wasil und dem Präsidenten des Dialogkomitess
von al-Azhar unterzeichnet und an diesem Dienstag in der Vatikanzeitung Osservatore
Romano dokumentiert. In dem Text verständigen sich die Gesprächspartner auch auf die
Bekämpfung religiöser Diskriminierung in allen Bereichen, etwa durch Anwendung geeigneter
Gesetze. Díe nächste Dialogkonferenz soll am 23. und 24. Februar 2011 in Rom stattfinden.