Italien will beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof eine Neuverhandlung über
das Kruzifix-Urteil erreichen. Die Begründung des Landes: Unparteilichkeit des Staates
gegenüber den Religionen wäre letztlich eine Parteinahme für das Nicht- oder das Anti-Religiöse,
heißt es in einem Schreiben an die Straßburger Richter. Zweitens habe das Kreuz in
Italien identitätsstiftende Wirkung und stehe für die Werte der italienischen Gesellschaft,
so die römische Regierung weiter. Der Menschenrechtsgerichtshof in Strassburg will
offenbar noch in dieser Woche entscheiden, ob dem Antrag stattgegeben wird. Das Gericht,
das dem Europarat zugeordnet ist, hatte Anfang November gegen Kruzifixe in italienischen
Klassenzimmern entschieden. Die Richter gaben einer Klägerin Recht, die sich in Italien
vergeblich gegen die Kreuze gewandt hatte. Der Staatsrat, das oberste italienische
Verwaltungsgericht, hatte 2006 entschieden, das Kreuz sei zu einem Symbol für die
Werte Italiens geworden - dort wurde die Klage der Italienerin abgewiesen. Das Straßburger
Urteil löste vor allem in Italien und bei der katholischen Kirche erhebliche Kritik
aus. (kipa 02.03.2010 pr)