Chile: Kirche und Regierung bemühen sich um Schadensbegrenzung
Das Ausmaß des Erdbebens
in Chile wird nun vollends sichtbar: Offizielle Quellen sprechen von mehr als 700
Toten, zwei Millionen Obdachlosen, zerstörten Häusern, Straßen, Brücken und Flughäfen.
Am letzten Samstag hatte das Erdbeben mit der Stärke 8,8 das Land an der Pazifikküste
heimgesucht. Er bete für die Toten und sei den Notleidenden geistlich verbunden, sagte
der Papst am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom. Über die Situation der Menschen in
Chile sprach Radio Vatikan mit dem Nuntius des Landes, Giuseppe Pinto, der sich in
Santiago aufhält.
„In der Hauptstadt ist die Situation
ruhig, doch in den am meisten getroffenen Städten Concepción, Temuco und Curicó ist
das Kommunikationsnetz zusammengebrochen. Die Hilfen richten sich jetzt vor allem
an die Millionen von Menschen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben oder deren Häuser
massiv beschädigt wurden. Die Kirche tut ihr Bestes, doch wir haben kaum Infos und
nicht mal Internet. Bis jetzt weiß man, dass die Schäden vor allem in den historischen
Zentren am verheerendsten sind.“
Nach Unruhen und der Plünderung von Supermärkten
hatte die Regierung in den letzten Tagen für eine geregelte Essensabgabe gesorgt und
Sicherheitskräfte eingesetzt. Dabei lieferten sich Plünderer teilweise blutige Auseinandersetzungen
mit der Polizei. Die internationalen Hilfsleistungen sind inzwischen angelaufen. Die
(scheidende) chilenische Präsidentin Michelle Bachelet hatte die internationale Gemeinschaft
um Unterstützung gebeten. Dass präventiver Katastrophenschutz die beste Schadensbegrenzung
sei, zeige Chiles Beben im Vergleich zu dem in Haiti ganz deutlich: Das sagte Rainer
Lucht von der deutschen Caritas im Kölner Domradio.
„Wir
haben in Chile ein Erdbeben gehabt, das hundert Mal so stark war wie in Haiti, aber
im Vergleich viel weniger Tote gefordert hat. Da sehen Sie den Unterschied: Was es
ausmacht, wenn ein Land vorbereitet ist. Und zweitens hat das Land aufgrund seiner
Erfahrungen mit Erdbeben in der Vergangenheit auch einen ganz anderen staatlichen
und kirchlichen Zivilschutz.“
Erdbeben in Haiti und
Chile und Stürme an Europas Küsten – das Jahr 2010 hat mit Naturkatastrophen ungeahnter
Stärke begonnen. Das sei eine Herausforderung für das menschliche Selbstverständnis,
meint der Bischof im französischen Èvry, Michel Dubost. Im Interview mit Radio Vatikan
meinte er:
„Solche Ereignisse werfen immer tiefe Fragen
auf. Die Frage, wo Gott in der Katastrophe ist, bringt uns zu dem Verständnis, dass
unser Leben zerbrechlich ist: Und das ist ein ganz wichtiger Gedanke in der heutigen
Zeit. Das ist eine Botschaft, die uns Christus selber gegeben hat. Es ist aber falsch,
Gott für solche Katastrophen verantwortlich zu machen. Oft ist der Mensch selber schuld,
denn wir alle tragen Verantwortung für viele Bauten und Beschlüsse, die mit dem Umweltschutz
und der Urbanisierung zu tun haben..."