Er gilt als eine Art
„Lobbyist Gottes“: Seit dem 1. März 2000 vertritt Prälat Karl Jüsten die Deutsche
Bischofskonferenz im politischen Berlin. Im domradio-Interview schildert der 48-jährige
Leiter des Katholischen Büros bei der Bundesregierung seine Erfahrungen aus zehn Jahren
Arbeit.
„Wir als Kirche werden nach wie vor zu den wichtigsten gesellschaftspolitischen
Fragen gehört. Wir können unsere Vorstellungen einbringen. Ich habe bei allen politischen
Gesprächspartnern immer offene Ohren gefunden: Das ging jeweils weit über den kirchlichen
Bereich hinaus. Da habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, vor allem wenn wir unsere
Anliegen aus Sachgründen vortragen und eindeutig klar ist, dass es dem Allgemeinwohl
dient. Dann hat die Stimme der Kirche nach wie vor ein großes Gewicht.“
Das
Thema „Missbrauch“ überschattet derzeit das Verhältnis der katholischen Kirche zu
den Bundesparteien. Prälat Karl Jüsten spricht sich gegen einen Runden Tisch zu diesem
Thema aus, falls es dabei nur um die Fälle innerhalb der katholischen Kirche ginge.
„Ich
habe das auch dem Justizministerium deutlich gemacht, dass wir davon nichts halten.
Wir haben zwar aktuell in der katholischen Kirche ein Problem in bestimmten Einrichtungen
bzw. mit einigen Priestern. Dieses Thema ist aber viel zu ernst, um da jetzt irgendwelche
einfachen Lösungen vorzuschlagen. Wenn ein Runder Tisch eingerichtet wird, dann nur
mit der Beteiligung aller gesellschaftsrelevanten Institutionen und Gruppen, die von
dem Problem betroffen sind.“