Nach dem Abt des Klosters Ettal ist jetzt auch der Leiter der Klosterschule und Prior
der Benediktinerabtei, Pater Maurus Kraß, zurückgetreten. Er übernehme damit die Verantwortung
dafür, zu spät über einen möglichen sexuellen Missbrauch von Schülern informiert zu
haben. Pater Maurus habe es jeweils unterlassen, den Bischöflichen Beauftragten der
Erzdiözese über Missbrauchsvorwürfe aus den Jahren 2003 und 2005 in Kenntnis zu setzen,
heißt es in der Erklärung des Klosters. Damit hat Kraß gegen die bischöflichen Leitlinien
zum Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche verstoßen.
Kraß ist als Prior Stellvertreter des Abts im Kloster. Das Erzbistum München-Freising
begrüßte diesen Schritt. „Wir danken Pater Maurus dafür, dass er die richtigen Konsequenzen
aus den Versäumnissen zieht.“ Zugleich baue das Erzbistum auf Kraß' Zusage, dass er
für einen Neuanfang in der Benediktinerabtei an der notwendigen Aufarbeitung der Vorwürfe
und Vorfälle konstruktiv mitwirken will, teilte der Generalvikar des Erzbischofs von
München und Freising, Prälat Peter Beer.
Das Kloster Ettal setzt ab sofort
einen unabhängigen Sonderermittler zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen und Fällen
möglichen Missbrauchs ein. Das meldet das Kloster in einer Presseerklärung. Der beauftragte
Rechtsanwalt solle untersuchen, wie mit Missbrauchsvorwürfen umgegangen wurde und
welche Konsequenzen gezogen wurden. Nachdem in der bayerischen Benediktinerabtei ein
fünf Jahre zurückliegender Missbrauchsvorwurf nicht gemäß den Richtlinien der Bischofskonferenz
gemeldet worden war, war an diesem Mittwoch der Abt des Klosters, Barnabas Bögle,
von seinem Amt zurückgetreten. Mittlerweile hat auch der Schulleiter des Ettaler Gymasiums,
Prior Maurus Kraß, seinen Rücktritt erklärt.
In der Erzabtei St. Ottilien bemüht
man sich unterdessen um Schadensbegrenzung. Man behandele Missbrauchsvorwürfe gegen
Mitglieder des Konventes gemäß den Leitlinien der Deutschen Ordensoberenkonferenz.
Nachdem ein erstes Opfer jetzt direkten Kontakt mit der Erzabtei aufgenommen habe,
sei man jetzt in der Lage, ein ehemaliges Ordensmitglied mit den Beschuldigungen zu
konfrontieren.
Nachdem Vorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Pater
in der Diözese Graz-Seckau bekannt geworden sind, hat der Abt der österreichischen
Benediktinerabtei Admont, Bruno Hubel, möglichen Opfern Unterstützung angeboten. Die
Ordensgemeinschaft sei sich darüber im klaren, dass jede Form von Kindesmissbrauch
absolut zu verwerfen sei und ein äußerst schweres Unrecht gegenüber Minderjärigen
darstelle, so Hubel. Opfer sollten sich bei der zuständigen Ombudsstelle der Diözese
oder unmittelbar im Stift Admont melden.