Zollitsch: Alternde Gesellschaft als Herausforderung
1900 waren fünf Prozent
der Bevölkerung in Deutschland 60 Jahre und älter, heute sind es 26 Prozent, 2050
werden es über 38 Prozent sein. Nüchterne Zahlen, in denen sich die gesellschaftliche
Realität einer alternden Gesellschaft zeigt. Weil dies natürlich auch die Kirchen
betrifft, befasste sich die deutsche Bischofskonferenz an einem Studientag mit dieser
Frage.
Zunächst sei natürlich klar und deutlich zu sagen, dass das Alter ein
Geschenk ist, von dem nicht nur der alternde selbst, sondern auch seine Umwelt profitieren.
So Erzbischof Robert Zollitsch zu diesem Studientag. Er fügte aber auch hinzu:
„Bei
allen Chancen des Alters kommen wir dennoch nicht umhin festzustellen: das Phänomen
der alternden Gesellschaft bringt Herausforderungen mit sich uns ist oft auch eine
Last für den Einzelnen, für die Gesellschaft die mehr investieren muss für Pflege
und Betreuung und für die Kirche in der Herausforderung in der Pastoral. Das ist für
den Einzelnen nicht leicht zu akzeptieren – zumal in einer auf Leistung und Jugendlichkeit
getrimmten Gesellschaft. Das zu akzeptieren ist nicht einfach in einer Zeit, in der
zwar die meisten das Ziel haben, alt zu werden, aber kaum jemand eingesteht, alt zu
sein.“
Der Vorsitzende der Caritas-Kommission der Bischofskonferenz, Bischof
Joachim Reinelt, fügt hinzu:
„Wir betrachten die ältere Generation nicht
als eine Abwrack-Generation, sondern als eine mit besonderen Fähigkeiten, mit Lebenserfahrung,
mit Weisheit und ich denke, dass das für den Dienst der Kirche besonders wichtig ist,
denn Kirche ist immer Mehrgenerationenhaus gewesen. Wir haben nie nur die in er Öffentlichkeit
ansehnlichen Generationen ins Blickfeld gerückt sondern eben alle, von A bis Z.“ Eine
Aufgabe besonders der Kirche sei, so Reinelt weiter, vor allem die letzten Fragen
des Lebens zu begleiten und nicht zu verdrängen. Kirche habe die Aufgabe,
„Mutig
die Ordnung des Lebens mit der Ordnung des Todes zu konfrontieren. In ganz bestimmten
Lebenssituationen des Alterns hat man den Mut leichter und stellt sich diesen Fragen.
Ich denke, da ist Kirche ganz besonders herausgefordert zu helfen, ehrlich zu diesen
Fragen zu stehen. In der heutigen Zeit, in der das Leben und die Gesundheit scheinbar
nur noch in der menschlichen Verfügungsgewalt liegen, werden Sterben und Tod als Scheitern
erlebt und zunehmend verdrängt.“
Dabei sei die Würde des Menschen in jedem
Augenblick des Lebens gegeben, nicht auf die Länge, auf die Fülle des Lebens käme
es an. Ein weites Feld, für das die heutigen Beratungen sicherlich nicht mehr als
ein Schritt sein können.