Ein „entschiedeneres Vorgehen“ der Kirche gegen Missbrauch fordert im Vorfeld der
Bischofsversammlung der katholische Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller.
Die von den deutschen Bischöfen verabschiedeten Leitlinien müssten überarbeitet werden,
so Müller in der Ausgabe der Frankfurter Rundschau von diesem Montag. Gleichzeitig
äußerte sich Müller kritisch zu der in den USA praktizierten Nulltoleranz-Linie, wonach
jemand, der sich einmal sexuell missbräuchlich verhalten hat, nie mehr als Seelsorger
oder Priester tätig sein kann. Das müsse von Fall zu Fall entschieden werden. Schon
in der Priesterausbildung sei ein „sorgfältiger Ausleseprozess“ bei den Kandidaten
unabdingbar, betonte Müller weiter. Unterdessen hat sich auch der Hauptgeschäftsführer
des Ökumenischen Netzwerkes Initiative Kirche von unten (IKvu), Bernd Hans Göhrig,
zu Wort gemeldet. Auch die Fragen nach der Entschädigung der Opfer und der Verjährung
der Missbrauchsfälle seien von größtem Gewicht. Die Bischöfe hätten sich für eine
Aufhebung der Verjährungsfrist zwanzig Jahre nach Eintritt des 18. Lebensjahres der
Opfer einzusetzen, so Göhrig.