„Der Reichtum der
Kirche sind die Menschen!“ Unter diesem Titel ist in Österreich in diesen Tagen eine
groß angelegte Studie vorgestellt worden, die die Arbeit der Pfarrgemeinderäte im
Land untersucht hat. Dazu befragte sie die Mitglieder der Gremien nach Gründen für
ihr Engagement und ihre Zufriedenheit mit der Arbeit. Das Ergebnis: Die Pfarrgemeinderäte
sind oft hoch motiviert – dazu müssen aber die entsprechenden Rahmenbedingungen stimmen.
Der Initiator der Umfrage, der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner, erläutert dieses
Resultat:
„Zunächst fällt auf, dass die ehrenamtlichen
Personen in der Kirche über einen großen Vorrat an Motivationen verfügen. Sie sind
bereit, im Sinne des Evangeliums am Reich Gottes mitzuarbeiten. Sie wünschen sich,
dass die Kirche in der Gesellschaft präsenter ist. Und sie wollen, das ist das stärkste
Argument, dass ihre Pfarrgemeinde lebendig und handlungsfähig ist. Auf der anderen
Seite beobachten wir, dass sie dieses in Zukunft nur unter bestimmten Bedingungen
bereit sind zu tun. Die Leute wollen etwas für sich haben, sie wollen im Glauben reifen,
sie wollen andere Leute kennen lernen. Sie haben den entscheidenden Wunsch, dass sie
gestalten können, dass sie in einem Team arbeiten und nicht zuletzt: dass ihnen für
ihren Einsatz die entsprechende Anerkennung zukommt.“
Trotz
der überwiegenden Zufriedenheit sorgen sich viele Pfarrgemeinderäte. Die Unsicherheit
über die Zukunft der Pfarreien und der pastoralen Strukturen insgesamt sei oft als
„sehr massive Depression“ wahrnehmbar. Zulehner empfiehlt, sich in Punkto Zukunftsfähigkeit
der Kirche an den Ländern zu orientieren, in denen die Säkularität am weitesten fortgeschritten
ist – wie Tschechien, Ostdeutschland oder Frankreich. Dort gebe es Modelle, die zeigten,
wie auch mit wenigen Gläubigen und Priestern „Kirche-Sein“ gelingen könne:
„Wenn
ich etwa an die französische Diözese Bordiers denke: Der dortige Erzbischof versucht,
in den jeweiligen ‚secteurs’ örtliche Gemeinschaften zu konstituieren. Es ist auffällig,
dass die dortigen Gemeinschaften einzig und allein und ausschließlich von Laien getragen
werden – einschließlich der zentralen Dienste wie Zeugnis, Gebet oder dem Dienst an
den Armen. Und auch die Leitung dieser lokalen Gemeinschaften selbst wird von Laien
geleistet. Die Priester sind in diesem französischen Modell zurzeit solche, die nicht
in der Gemeinde wohnen, sondern dann und wann vorbeikommen, um sicherzustellen, dass
diese Gemeinschaft in der Spur des Evangeliums bleibt.“