2010-02-20 12:37:11

Vatikan/Libanon: Gemeinsam für den Frieden


RealAudioMP3 Ein Besuch im Zeichen des Friedens: An diesem Samstag war der Ministerpräsident des Libanon, Saad Hariri, im Vatikan zu Gast. Mit Papst Benedikt hat er über die aktuelle Lage in seinem von zahlreichen Bürgerkriegen gezeichneten Heimatland gesprochen. Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ hat in der Vergangenheit stark darauf hingearbeitet, die christlichen Abwanderungswellen aus dem Libanon zu stoppen. Pressereferent André Stiefenhofer erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan, warum die Situation der Christen wohl nicht alleine im Mittelpunkt der Papstaudienz Hariris gestanden hat: Die grundsätzliche Frage nach dem Frieden im Land sei vordringlich:

„Weil ja auch dem Papst daran gelegen ist, die sehr labile Stabilität in der Region zu wahren und einen generellen Frieden zu sichern. Denn der Libanon steht vor großen Problemen. Israel hat über Umwege, nämlich über Syrien, wieder mit einem Militärschlag gedroht, da die Hisbollah im Süden des Libanon angeblich eine neue Boden-Boden-Rakete geliefert bekommen haben soll. Und Israel möchte diese wahrscheinlich auf militärischen Weg ausschalten. Das heißt, der Ministerpräsident hat momentan ganz andere Probleme, als die Christen in seinem Land und muss darauf schauen, den Frieden zu erhalten.“


Auch die innenpolitische Situation fordert die Aufmerksamkeit des Ministerpräsidenten. Im Süden des Libanon kommt es immer wieder zu Unruhen in den dortigen Palästinenserlagern. Dabei hätten auch die Christen die vermehrte Aufmerksamkeit und Unterstützung der Politik nötig, betont Stiefenhofer:

„Wir hören aus dem Land auch, dass es eine schleichende Islamisierung gibt. Dass sehr viel Geld aus den Ölstaaten Arabiens hinein gepumpt wird, um Islamisierungsprogramme an den Schulen und eine Islamisierung der Medien zu starten. Der Koran wird mehrmals täglich über das Staatsfernsehen verbreitet. Auf den Straßen zeigt sich die Islamisierung durch Spruchbänder und Plakate, islamische Symbole und Porträts von Religionsführern. Und in dieser Atmosphäre bewegen sich die Christen inzwischen als Minderheit.“

 
Während 2008 noch 53 Prozent der Bevölkerung im Libanon Christen waren, liege die Zahl aktuell nur noch bei höchstens 40 Prozent. Vor allem die Bürgerkriege der letzen Jahre hätten die Christen immer wieder zur Auswanderung genötigt, so Stiefenhofer. Deswegen sei ihre Existenz in der Region abhängig von einer verstärkten Friedenspolitik im Land. Mit diesem Anliegen treffe der Papst bei Staatschef Hariri auf ein offenes Ohr.

„Hariri ist ein sehr intelligenter und akademisch gebildeter Mann. Er hat an einer katholischen Universität in den USA studiert. Außerdem ist er einer der reichsten Männer der Welt. Und das bedeutet, dass ihm an der Wahrung der Stabilität im Libanon gelegen ist. Und der Status quo ist für die Christen auf politischer Ebene momentan gut. Das liegt eben an dem Proporzsystem des Libanon. Wenn man rein demokratische Verhältnisse anstreben würde, wären die Christen im Parlament gemäß ihrem Bevölkerungsanteil nicht mehr so stark vertreten, wie sie es jetzt sind. Saas Hariri ist ein sunnitischer Muslim, aber eben auch ein Freund des Status quo. Und damit auch ein Freund der Christen, ganz allgemein gesprochen.“

In einem Interview mit der Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ von diesem Samstag hatte sich der Regierungschef des Libanon besorgt über die Lage der Christen im Nahen Osten, vor allem im Irak geäußert. Sie stünden unter besonderem Druck und seien die ersten, die sich bei instabilen Verhältnissen und infolge von Gewalt zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen sähen. - Saad Hariri ist ein Sohn des vor vier Jahren ermordeten früheren Premiers Rafik Hariri. Seit September vergangenen Jahres steht er der Beiruter Regierung vor.

(rv 20.02.2010 vp)








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