Reue, Umkehr und Buße
– die Themen der heute beginnenden Fastenzeit wurden in den letzten Tagen im Vatikan
immer wieder angesprochen, beim Treffen der irischen Bischöfe mit Papst Benedikt XVI.
Am Dienstag gingen die Sitzungen zu Ende, und die Bischöfe nahmen Benedikts Aufforderung,
die Krise mit „Mut“ und „Entschlossenheit“ anzugehen, wieder mit nach Hause. Vor der
Abreise standen fünf der 24 Oberhirten Journalisten in einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag
Rede und Antwort. Und auch hier wurde immer wieder auf die Fastenzeit geschaut, auf
notwendige Reue und Umkehr. Der Vorsitzende der irischen Bischofskonferenz und Bischof
von Armagh, Seán Brady, sagte uns nach der Konferenz: „Es gibt hier
– wie schon gesagt – keine einfachen Antworten oder schnellen Lösungen. Wir sind
mehr denn je überzeugt davon, dass wir Buße brauchen. Es wird nicht alles einfach
so vorbei gehen. Manche mögen dies alles als Ablenkung von unserer wirklichen Aufgabe
sehen, ich sage, das hier ist unsere wirkliche Aufgabe: Die Frohe Botschaft zu verkünden
und mit diesem Problem umzugehen, mit unserer eigenen Verantwortung umzugehen und
für unsere Handlungen Verantwortung zu übernehmen.“ Die Spannung
in der Pressekonferenz war mit Händen zu greifen. Und immer wieder kamen die Fragen
hervor, die sich auf das „Warum“ bezogen: Wie konnte es so weit kommen? Und was ist
der Weg, dass so etwas nie mehr vorkommen kann? Dazu Kardinal Brady auf der Pressekonferenz: „Es
gab Versagen in der Leitung der Kirche Irlands. Opfer haben uns gesagt, dass der einzige
Weg, die Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen, unsere Demütigung sein wird. Das wollen
wir tun.“ Und der Bischof von Clogher, Joseph Duffy, fügte hinzu: „Wir
stammen aus einer Kultur der Geheimhaltung und Diskretion, die in der Vergangenheit
– das müssen wir zugeben – überbetont wurde. Um von dieser Kultur des Geheimen wegzukommen,
müssen wir teilen. Wir sprechen hier über einen Geist. Das gleiche gilt für die Fragen
nach konkreten Schritten, die nun getan werden müssen. Wir sprechen über einen Geist,
aber nicht nur über einen Geist der Einheit, sondern über einen Geist der Demut, der
für Wahrheit offen ist und für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Wahrheit.
Wir versuchen nicht, die Dinge auf die Schnelle zu lösen.“ Warum
ist der letzte Bischof, der im Bericht kritisiert wurde, anders als seine Kollegen,
noch nicht zurückgetreten? Wann wird der Papst Stellung nehmen? Und vor allem: warum
waren die Opfer nicht zum Treffen eingeladen? Das waren weitere Fragen, die bei der
Pressekonferenz aufgegriffen wurden und die auch in der irischen Presse gestellt wurden.
Dazu Kardinal Brady: „Die Opfer haben in allen unseren Gesprächen
in diesen Tagen im Zentrum gestanden. Und die Opfer bleiben unsere oberste Priorität.
Der Heilige Vater hat sich schon mit Opfern getroffen und ich bin sicher, dass er
bereit ist, Opfer in Irland zu treffen, wenn die Zeit dafür reif ist. Wir haben verschiedene
Treffen mit Opfern zu Hause erwähnt. Sie sagen uns immer, dass sie uns sagen werden,
wann sie sich treffen wollen. Wir werden von ihnen in dieser Sache geführt. Wir wollen
nichts annehmen oder unterstellen, sie haben das letzte Wort darüber.“ Anders
als noch vor den Gesprächen angekündigt sprach man doch in großer Runde, aber jeder
Bischof war aufgefordert, ein Statement aus persönlicher Erfahrung vor dem Papst,
den Kurialen und den übrigen Bischöfen abzugeben. Kardinal Brady berichtete uns über
sein Statement. „Ich habe über den Bruch gesprochen, der zwischen
den Bischöfen und der irischen Gesellschaft entstanden ist. Und ich habe über den
Schmerz gesprochen, den wir darüber empfinden und die Sorgen, die wir haben. Schmerz
ist entstanden durch einen Bruch des Vertrauens zwischen Kirche und Menschen. Die
Menschen haben uns vertraut, besser in dieser Angelegenheit zu handeln und viele sind
desillusioniert, dass wir das nicht getan haben. Was wir sollen und nach diesem Treffen
noch mehr entschlossen sind zu tun, ist dieses Vertrauen der Menschen Irlands wieder
zu gewinnen. Wir wissen, dass das nicht schnell gehen wird und dass es nicht einfach
wird. Aber wird sind sehr entschlossen, das auf jede mögliche Weise zu tun, die uns
zur Verfügung steht.“ Nach Ankündigung von Kardinal Brady werden
die Statements der Bischöfe in den nächsten Wochen in einer Zusammenfassung veröffentlicht.
Mit dem Besuch im Vatikan ist die Aufklärung der Missbrauchsfälle in Irland jedoch
noch längst nicht abgeschlossen. Der Pastoralbrief des Papstes ist in Arbeit, außerdem
sind die Untersuchungen der so genannten „Murphy-Kommission“, die den verheerenden
Bericht über die Erzdiözese Dublin abgegeben hatte, noch nicht abgeschlossen. Derzeit
wird zum Beispiel die Diözese Cloyne unter die Lupe genommen. Eine Erweiterung des
Aufgabenbereiches der Kommission ist auch im Gespräch, um noch weitere Bistümer untersuchen
zu können. Kardinal Brady: „Das ist offensichtlich eine Entscheidung
des Gremiums, ob es das will. Wenn es das tut, dann werden wir voll und ganz mit jeder
staatlichen Behörde kooperieren. Aber bis dahin möchte ich betonen, dass wir schon
jetzt mit allen zuständigen Behörden – in Nordirland wie in der Republik Irland –
bei den Untersuchungen zusammenarbeiten.“ (rv 17.2.2010 ord)