2010-02-17 17:15:37

Aschermittwoch: Papstpredigt


Wir dokumentieren hier die Predigt des Papstes zum Aschermittwoch in einer Arbeitsübersetzung.


Du erbarmst Dich aller, o Herr,
und hast Nachsicht mit den Sünden der Menschen,
damit sie sich bekehren;
denn Du bist unser Herr, unser Gott. (Eröffnungsvers der Messe vom Aschermittwoch)

Verehrte Brüder im Bischofsamt,
liebe Schwestern und Brüder!

Mit dieser bewegenden Anrufung, aus dem Buch der Weisheit, führt die Liturgie die Eucharistiefeier des Aschermittwochs ein. Es sind Worte die, in gewisser Weise, den gesamten Weg der Fastenzeit eröffnen, indem sie als ihr Fundament die Allmacht der Liebe Gottes setzen, seine absolute Herrschaft über jede Kreatur, die sich in unendliche Vergebung verwandelt, die vom konstanten und universellen Lebenswillen angetrieben wird. Tatsächlich bedeutet jemandem vergeben ja, ihm zu sagen: ich will nicht, dass Du stirbst, sondern dass Du lebst, ich will immer und nur das Gute für Dich.

Diese absolute Sicherheit hat Jesus während der 40 Tage in der Wüste Judäas nach der Taufe ,die er von Johannes im Jordan empfangen hatte, unterhalten. Jene lange Zeit des Schweigens und des Fastens war für ihn ein vollständiges sich anvertrauen - dem Vater und seinem Plan der Liebe. Es war dieses selbst eine Taufe, also ein Eintauchen in seinen Willen, und in diesem Sinne eine Vorwegnahme der Passion und des Kreuzes. Alleine in die Wüste vorzustoßen und lange dort zu verweilen, bedeutete sich freiwillig den Angriffen des Feindes auszusetzen, des Versuchers der Adam zu Fall gebracht hat und durch dessen Neid der Tod in die Welt gekommen ist. Es bedeutete die offene Feldschlacht mit ihm zu suchen, ihn herauszufordern ohne andere Waffen als das grenzenlose Vertrauen in die allmächtige Liebe des Vaters. Mir reicht Deine Liebe, meine Speise ist Dein Wille: die Überzeugung wohnte in Geist und Herz Jesu während seiner „Fastenzeit“. Es war kein Akt des Stolzes, eine titanische Aufgabe, sondern ein Wahl aus Demut, in Übereinstimmung mit der Inkarnation und der Taufe im Jordan, in der selben Liebe des Gehorsams zur erbarmenden Liebe des Vater, der die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab.

Als dies hat der Herr Jesus für uns gemacht. Er hat es gemacht um uns zu retten und um uns gleichzeitig den Weg zu zeigen, um ihm zu folgen. Das Heil ist ja tatsächlich ein Geschenk eine Gnadengabe Gottes, aber damit sie in meinem Leben wirksam wird verlangt sie meine Zustimmung, eine Annahme, die sich in den Fakten zeigt, also im Willen so zu leben, wie Jesus, im hinter ihm gehen. Jesu in die fastenzeitliche Wüste zu folgen, ist von daher eine notwendige Bedingung um an seinem Ostern teilzuhaben, seinem Exodus. Adam wurde aus dem irdischen Paradies vertrieben, Symbol der Gemeinschaft mit Gott. Jetzt um zu dieser Gemeinschaft also zum Ewigen Leben zurückzukehren, muss die Wüste durchquert werden, die Prüfung des Glaubens, aber nicht allein, sondern mit Jesus, Er ist uns - wie immer - vorausgegangen und hat im Kampf gegen den Geist des Bösen schon gesiegt. Hier liegt auch der Sinn der Fastenzeit, der liturgischen Zeit die uns jedes Jahr einlädt die Wahl Christus auf dem Weg der Demut nachzufolgen zu erneuern um an seinem Sieg über Sünde und Tod teilzuhaben.

In dieser Perspektive lässt sich auch das Buß-Zeichen der Asche verstehen, die auf das Haupt derjenigen gestreut wird die in rechtem Willen den vierzigtägigen Weg beginnen. Es ist wesentlich eine Geste der Demut, die bedeutet: Ich erkenne mich selbst als das an, was ich bin, eine zerbrechliches Geschöpf, gemacht aus Erde und zur Erde bestimmt, aber ebenso gemacht nach dem Bild Gottes und zu ihm hin bestimmt. Staub, ja, aber geliebt, gehaucht von seiner Liebe, belebt von seinem lebendigen Hauch, fähig seine Stimme zu erkennen und ihr zu antworten. frei und deswegen auch fähig zum Ungehorsam, indem er der Versuchung des Stolzes und der Selbstgenügsamkeit nachgibt. Von daher die Sünde, tödliche Krankheit die schon sehr früh eingedrungen ist um die gesegnete Erde des menschlichen Wesens zu vergiften. Geschaffen vom Heiligen und Gerechten, hat der Mensch seine eigene Unschuld verloren und kann nur dank Gottes Gerechtigkeit zum gerecht sein zurückkehren, die Gerechtigkeit der Liebe, die - wie der Hl. Paulus schreibt - „aus dem Glauben an Jesus Christus offenbart“ ist. Aus diesen Worten des Apostels habe ich den Anstoß für meine Botschaft genommen, die ich aus Anlass dieser Fastenzeit an alle Gläubigen gerichtet habe: eine Reflexion über das Thema der Gerechtigkeit im Licht der Heiligen Schriften und ihrer Erfüllung in Christus.

Auch in den biblischen Lesungen des Aschermittwochs ist das Thema der Gerechtigkeit präsent. Vor allem die Seite des Propheten Joel und der Antwortpsalmes - das Mieserere - bilden eine Dyptichon der Buße, das als Ursprung aller materialen und sozialen Ungerechtigkeit das unterstreicht, was die Bibel „böse Tat“ nennt, also die Sünde, die grundsätzlich im Ungehorsam gegenüber Gott besteht, anders gesagt ein Fehlen von Liebe. „Ja,“ - bekennt der Psalmist - „ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht mir immer vor Augen. Gegen dich allein habe ich gesündigt, ich habe getan, was dir missfällt.“. Der erste Akt der Gerechtigkeit ist also die eigene Schuld anzuerkennen und anzuerkennen, dass diese im Herzen, im Zentrum der menschlichen Person selbst, verwurzelt ist . Das Fasten, das Weinen, das Klagen und jeder Ausdruck der Buße haben Wert vor den Augen Gottes aber nur dann, wenn sie Zeichen des ehrlich bußfertigen Herzens sind. Auch das Evangelium - genommen aus der Bergpredigt, besteht auf der Notwendigkeit die eigene Gerechtigkeit in der Praxis umzusetzen - Almosen, Gebet, Fasten - nicht vor den Menschen, sondern nur vor den Augen Gottes, der „das Verborgene sieht“. Der wahre „Lohn“ ist nicht die Bewunderung der Anderen, sondern die Freundschaft Gottes und die Gnade die von nichts herrührt, eine Gnade, die Frieden und Kraft gibt das Gute zu tun, zu lieben auch den der es nicht verdient, zu vergeben, der uns angegriffen hat.

Die zweite Lesung, der Appell sich mit Gott versöhnen zu lassen, enthält eines der berühmtesten paulinischen Paradoxa, das alle Reflexion über die Gerechtigkeit in das Mysterium Christi zurückführt: r hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“ (2 Kor 5, 21) Im Herzen Christi, das heißt im Zentrum seiner göttlich-menschlichen Person, hat sich in entscheidender und definitiver Weise das Drama der Freiheit abgespielt. Gott hat den eigenen Heilsplan bis zu den extremen Konsequenzen geführt, und blieb dabei seiner Liebe treu, auch wenn dies den Preis hatte den eingeborenen Sohn dem Tod zu überlassen, dem Tod am Kreuze, wie ich in meiner Botschaft für die Fastenzeit gesagt habe: „Wahrhaftig, hier enthüllt sich die göttliche Gerechtigkeit, die grundverschieden von jener der Menschen ist. ….Dank der Erlösungstat Christi wird uns die ungleich größere Gerechtigkeit zuteil, jene, die aus der Liebe erwächst (vgl. Röm 13,8-10)“

Liebe Schwestern und Brüder, auch in unseren Tagen hat es die Menschheit nötig in eine gerechtere Welt zu hoffen, zu glauben, dass diese möglich sei, trotz aller Enttäuschungen, die sich aus den tägliche Erfahrungen ergeben. Wenn sie eine neue Fastenzeit, einen neuen Weg der geistlichen Erneuerung beginnt, deutet die Kirche auf die persönliche und gemeinschaftliche Bekehrung hin, die der einzige nicht illusorische Weg ist eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der alle das Lebensnotwendige gemäß der Menschenwürde haben. Bekennen wir also aufrichtig unser Sünden, bekehren wir uns von ganzem Herzen zu Gott und lassen wir uns mit ihm versöhnen. So können wir, mit der Gnade Christi und mit der himmlischen Fürsprache der Allerseligsten Maria, in aller Demut die Gerechtigkeit bezeugen, die ein Geschenk Gottes ist, und der menschlichen Gemeinschaft helfen, gemäß der Liebe, in der Wahrheit voranzuschreiten.

(rv 17.02.2010 pr)







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