Der polnische Solidarnosc-Priester Jerzy Popieluszko soll am 6. Juni in Warschau als
Märtyrer selig gesprochen werden. Das teilte der Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz
am Montag mit. Der Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, Erzbischof
Angelo Amato, soll die Zeremonie leiten. Der Seligsprechungstermin fällt auf den so
genannten „Tag der Dankbarkeit“, den Polens katholische Kirche jährlich am ersten
Juni-Sonntag feiert. Popieluszko gilt als Symbolfigur des kirchlichen Widerstandes
gegen die einstigen kommunistischen Machthaber in Warschau. Papst Benedikt XVI. hatte
im vergangenen Dezember den heroischen Tugendgrad des 1984 vom Geheimdienst ermordeten
Pfarrers anerkannt. Damit war die letzte Hürde des 1997 eingeleiteten Seligsprechungsverfahren
genommen worden. – Nach vatikanischer Ordnung für Seligsprechungen ist im Fall eines
Martyriums kein separater Wunderprozess nötig. Popieluszko wurde am 19. Oktober 1984
von Agenten des kommunistischen Geheimdienstes entführt und ermordet. Der Mord verstärkte
den Widerstand der Bevölkerung gegen das Regime und trug damit zum Fall des Kommunismus
fünf Jahre später bei. Ein Gericht verurteilte 1985 die drei Täter zu Haftstrafen
von 14 bis 25 Jahren. Die mutmaßlichen Auftraggeber wurden nie bestraft.