Nach der Präsidentenwahl
steht Honduras vor einem Neuanfang – aber leicht wird dieser nicht, denn es gibt noch
viel zu tun. Das meint Christian Frevel, Lateinamerika-Experte vom Hilfswerk Adveniat.
Mit einer Delegation seines Hilfswerkes reiste er in den letzten Tagen durch das Land
und traf sich mit Kirchenvertretern aus El Salvador und Tegucigalpa, darunter Kardinal
Oscar Andrés Rodríguez Maradiaga. Arbeitslosigkeit und ein schlechtes Gesundheitswesen
sind nur einige der großen Probleme, mit dem das Land immer noch zu kämpfen hat. Dennoch
– in der Bevölkerung herrsche trotz allem eine positive Stimmung, so Frevel. Das habe
mit dem „demokratisch“ gewählten neuen Präsidenten Porfirio Lobo zu tun. Lobo gilt
als konservativ und volksnah. „Die Leute, die hier in der Sozialarbeit engagiert
sind, sagen, dass er immer ein Mensch war, der ein Ohr für seine Wähler hatte. Das
ist eine außergewöhnliche Sache hier. Lobo hat zum Beispiel immer auch Sprechstunden
für die Armen gehalten. Jetzt vertrauen die Leute darauf, dass er die Probleme angeht.
Er hat einen ersten Schritt getan, indem er eine Regierung eingesetzt hat, die nicht
nur Leute seiner eigenen Partei beteiligt – und er hat eine Regierung der Einheit
gebildet. Es wurde etwa jemand, der vorher in der Gewerkschaft gearbeitet hat, zum
Arbeitsminister ernannt. Lobo versucht, die gesamte Gesellschaft in diese Regierung
einzubinden.“ Konkrete Maßnahmen der neuen Regierung gegen Armut
und Arbeitslosigkeit seien derzeit noch nicht sehen. Darauf drängen aber nun die Kirchen
und Hilfsorganisationen, so Frevel. So haben sie einen Vorschlagskatalog mit 15 Punkten
erarbeitet, der der Regierung in den nächsten Wochen vorgelegt werden soll. Bis zu
einer Millionen Unterschriften sollen dafür in den katholischen Gemeinden gesammelt
werden - die Bevölkerung müsse der Regierung ein deutliches Signal geben. Frevel:
„Dieser Plan sieht vor allem vor, dass man sich um neue Arbeitsplätze
kümmert und einen Entwicklungsplan vorlegt, der insbesondere vorsieht: Verbesserungen
im Gesundheitswesen, Verbesserungen im Erziehungswesen, das in vielen Bereichen des
Landes immer noch darnieder liegt. Viele Kinder haben keine Chance, zu einer weiterführenden
Schule zu gehen. Es geht cor allem auch darum, Transparenz in das Geschäft der Regierung
zu bringen. Das wurde vielen Regierungen – und auch der Regierung Zelaya – vorgeworfen,
dass es nicht möglich war zu prüfen: Wohin geht das Geld? Was der Staat damit? Wie
bestechlich sind Journalisten, sind Abgeordnete? Wie bestechlich sind die staatlichen
Einrichtungen, die Steuerbehörden oder auch einzelne Richter?“ (rv
12.02.2010 ds/pr)