In der Ukraine ist
an diesem Sonntag eine Frau – Julia Timoschenko – gescheitert mit ihrem Vorhaben,
Präsidentin zu werden. Woanders hat es geklappt: in Costa Rica. Dort tritt Laura Chinchilla
an die Spitze des Staates – gewählt mit 47 Prozent der Stimmen, bisher Ministerin
des scheidenden Präsidenten Oscar Arias. Unser Lateinamerika-Experte Luis Badilla
erklärt: „Nach Violeta Chamorro in Nicaragua in den achtziger Jahren
und Mireya Moscoso in Panama in den Neunzigern ist Laura Chinchilla die dritte Frau
in Mittelamerika, die ins Präsidentenamt aufsteigt. In ihrem Wahlkampf hat sie sich
vor allem gegen Gewalt in den Städten eingesetzt und Maßnahmen gegen die wachsende
Armut angekündigt- damit hat sie in allen Teilen der Bevölkerung gepunktet. Denn etwa
zwanzig Prozent der Menschen in Costa Rica sind arm, mehr als zehn Prozent sind arbeitslos.
Mit ihr zieht sicher ein neuer Stil ein: Arias hatte eine schwierige Beziehung zur
öffentlichen Meinung, sie wirkt dialogischer. In vielem erinnert ihre Art an die scheidende
chilenische Präsidentin Michelle Bachelet.“ Die überzeugte Katholikin
Chinchilla will sich auch im höchsten Amt von ihren Glaubensprinzipien leiten lassen.
Eine erste Herausforderung gäbe es da auch schon: Das Oberste Gericht hat der Kirche
am Montag das Recht entzogen, Religionslehrer auszusuchen bzw. ihr Veto gegen sie
einzulegen. Bisher hatte Artikel 34 der Verfassung von Costa Rica der Bischofskonferenz
eben dieses Recht eingeräumt; mit einem Stimmenverhältnis 4:3 haben die Richter die
so genannte „missio canonica“ nun für ungültig erklärt. Die Materie wird in der Regel
in Konkordaten oder Verträgen eines Staates mit dem Vatikan geregelt.