2010-02-08 15:59:35

Philippinen: Entführungsopfer Pater Sinnot zurück


RealAudioMP3 Pater Michael Sinnot ist zurück bei seiner Arbeit im Kinderheim auf Mindanau in den Philippinen. Ende letzten Jahres ging sein Name durch die Medien, als er vom 11. Oktober bis zum 12. November in der Hand von Entführern war. P. Sinnot, 1929 in Irland geboren und Mitglied der Kolumbani-Missionare, lebt seit den 50er Jahren auf den Philippinen, seit den frühen 80er Jahren in Pagadian auf der Insel Mindanau im Süden des Landes. Nach seiner Rückkehr sprach er mit Radio Vatikan über seine Erfahrung während der Entführung aber auch über sein Leben als Missionar auf den Philippinen, die ihn jetzt dazu gebracht hat, nach der Erfahrung der Entführung wieder zurückzukehren in das Hilfsprojekt, das er dort aufgebaut hat. Er hat sich immer als Missionar verstanden, die ganzen Jahre über, nicht in dem Sinn des „Seelen rettens“, wie ihm das noch im Seminar beigebracht wurde. Sondern als einer, der die gute Nachricht zu den Menschen bringt. Und von Irland auf die Philippinen kommend, war das nicht einfach.

„Am Anfang war es ein mächtiger Kulturschock, aber man gewöhnt sich daran. Aber ich muss auch sagen, dass egal wie lange man hier ist, man die Kultur nie vollstänig verstehen kann. Man lernt sie sehr gut kennen, aber Verstehen? Nein. Man wird immer wieder überrascht. Es ist eine Herausforderung, diese Kultur schätzen zu lernen und nicht die eigene Kultur und die eigene Art zu denken den Menschen auf den Philippinen überstülpen zu wollen.“

Zuerst arbeitete er in Pfarreien in Pagadian, was heute nicht mehr nötig ist, da philippinische Priester diese Aufgaben von den Missionaren weitgehend übernommen hat. Während dieser Zeit hat er aber das Bedürfnis der Menschen entdeckt, etwas für besonders benachteiligte Kinder zu haben.

„Ich habe schließlich 1998 ein Zentrum für behinderte Kinder gegründet. Sie leben am Rand der Gesellschaft und selbst die Eltern wissen nicht, was sie mit ihnen tun sollen und verstecken diese Kinder in den Häusern, weil sie nicht wissen, wie sie am besten helfen. Als wir begonnen haben, gab es einem ersten Überblick nach 37 behinderte Kinder in der Pfarrei und das war genug, um etwas größeres für sie zu starten. Das erste, was die Eltern wollten, war natürlich eine Schule. Dann aber haben sie mehr und mehr über ihre Kinder gesprochen. Zum ersten mal überhaupt konnten sie über die Probleme reden zu Menschen, die zuhören wollten und die verstanden.“

Und so wurde nicht nur den Kindern direkt geholfen, ihnen wurde auch ein Platz in der Gesellschaft ermöglicht. Um 60 Kinder kümmert sich das Zentrum heute vor allem dadurch, dass die Kinder eine Schulbildung bekommen, die ihnen angemessen ist, und dadurch, dass ihnen beigebracht wird, so unabhängig wie möglich zu leben. Bekannt wurde dieses Projekt natürlich vor allem durch die Entführung des Paters. Heute kann er gelassen zurückblicken auf diese 32 Tage, die er in den Bergen unter offenem Himmel verbringen musste.

„Erst mussten wir eine weile in die Berge hineinklettern und dann ging es in die Sümpfe und wir hatten nur einige Planen, um uns gegen den Regen zu schützen. Aber man kann sich an vieles gewöhnen und ich habe mich nach einer Weile daran gewöhnt. Anfags war ich ein wenig ärgerlich auf Gott und ich fand es schwierig, zu beten obwohl ich alle Zeit der Welt zum beten hatte. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass der Herr mir nahe sei. Erst nach einigen Tagen kam das Gottvertrauen zurück. Ich hatte nie wirklich Angst und ich war zuversichtlich, dass man mir nichts antun würde.“

Wie nach der Entführung deutlich wurde, ging es nicht wie zuerst angenommen um politische oder religiöse Auseinandersetzung. Im Gegenteil: auch die muslimische Gemeinde in Pagadian hielt tägliche Gebete für den katholischen Missionar. Es ging um Lösegeld. Nach der Entführung und trotz der Erfahrung dort, trotz seiner Herzkrankheit und trotz seines hohen Alters von mittlerweile 80 Jahren ist er jetzt wieder zurück in seinem Zentrum. Ist das nicht ein wenig verrückt?

„Das ist mein Zuhause und mein Leben und ich denke, dass ich noch einige Jahre nützlich sein kann. Ich würde gerne für so lange wie ich das kann etwas für die Kinder tun. Und ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Gott hat mich benutzt, um das Leben vieler Menschen anzurühren. Manchmal benutzt er wirklich sehr eigentümliche Mittel und Wege wie mich, um das zu tun.“
(rv 8.2.2010 ord)







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