2010-02-08 13:05:05

Edith Stein-Archiv: Bezeugen und Erinnern


RealAudioMP3 Edith Stein steht wie keine Zweite im 20. Jahrhundert für ein kompromissloses Glaubenszeugnis. Nun bekommt die Karmelitin, die als gebürtige Jüdin in Auschwitz den Tod gefunden hat, ein eigenes Archiv. An diesem Sonntag wurde es in Köln eröffnet. Der Neubau enthält ein Magazin mit 25.000 Handschriften der Heiligen, einen Lesesaal zu Forschungszwecken und ein kleines Museum mit Informationen über Leben und Werk der Heiligen. Die „große Weite des Geistes“, die in Steins philosophischem Werk und persönlichen Werdegang auszumachen sei, machten die mutige Zeitzeugin für viele Menschen so anziehend. Das meint die Leiterin des Stein-Archivs, Karmelitenschwester Antonia Sondermann, im Gespräch mit dem Kölner Domradio:
 
„Sie hat versucht, die mittelalterliche Philosophie mit der modernen Denkweise zu verbinden und an dieser Stelle zu vermitteln versucht. Ihre Hauptfrage war: Was ist der Mensch? Ihr ging es aber auch vor allem darum, nach dem Geheimnis des Menschen zu fragen und dann eben zu schauen, was der Mensch in Bezug auf Gott ist. Und da gibt es zahlreiche Gedichte, Gebete und geistige Schriften, die noch mehr Zeugnis ablegen über ihren geistlichen Weg als über ihre Forschung.“ 
Der Kölner Generalvikar Dominik Schwaderlapp wies bei der Archiveröffnung darauf hin, dass Edith Stein kein Grab habe. Vor diesem Hintergrund werde das Archiv auch zur „Gedenkstätte an ihre konkrete irdische Existenz“. Das Archiv gebe Zeugnis vom geistlichen Erbe des Karmels, ermögliche intellektuellen Austausch und wissenschaftliche Kommunikation. Geistesgeschichtlich steht Edith Stein in der Nachfolge von Edmund Husserl. Ihr christliches Gedankengut hat sie aber nicht nur in ihrem umfangreichen Schriftwerk belegt, meint Schwester Antonia, sondern vor allem auch mit ihrem Leben – bis zu ihrem Tod unter den Nationalsozialisten:
 
„Edith Stein war natürlich ein Mensch, der ganz aus dem Gebet und der lebendigen Beziehung zu Gott heraus gelebt hat. Und sie hat sehr bald gewusst, dass der Weg der Hingabe, der ja der Weg jedes Ordenschristen und eigentlich jedes Christen ist, ihr Weg ist und sie in den Tod führen wird. Sie wusste natürlich nicht, dass es in Auschwitz sein würde. Aber dass dieses Opfer ihres Lebens wahrscheinlich von ihr gefordert wird, das war ihr sehr stark bewusst.“ 
Die 1891 in Breslau als Kind jüdischer Eltern geborene Stein konvertierte 1922 zur katholischen Kirche und trat zwölf Jahre später in den Orden der Karmeliterinnen ein. Bis zu ihrem Berufsverbot 1933 arbeitete sie als Lehrerin und Dozentin. 1942 wurde die Ordensfrau von der Gestapo verhaftet und in Auschwitz ermordet. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1987 selig, 1998 folgte die Heiligsprechung.

(domradio 08.02.2010 vp) 







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