Gott ist auch im Cyberspace zu finden. So hat sich kürzlich Vatikansprecher Federico
Lombardi zum Internet bekannt. Gegenüber Radio Vatikan hat er auch betont, dass viele
Gläubige berechtigerweise fasziniert von den neuen Kommunikationstechnologien seien.
Allerdings müssten wir uns neben diesen ungeahnten Möglichkeiten stets daran erinnern,
was das eigentliche Ziel unserer Suche sei, so Vatikanpressechef Lombardi:
„Jeden
Tag gibt es eine neue verblüffende Technologie, vom i-pod zum i-phone bis hin zum
i-pad. Doch der Gläubige darf sich nicht einfach davon verblenden lassen. Das Ziel
unserer Suche ist nämlich das Treffen mit Gott. Das ist letztlich der Sinn eines jeden
Dialogs, Freundschaft und Austausch. Das Internet ist also nur Mittel zum Zweck.“
„Mittel
zum Zweck“ zu sein, darf aber keine Gegensätzlichkeit von neuen Technologien und Glaubensverkündigung
bedeuten. Der Frankfurter Theologe und Medienprofi Jürgen Pelzer, der unter anderem
Diözesen hinsichtlich ihres Webauftritts berät, ist auf das Gebiet der Neuen Medien
mit dem Schwerpunkt Internet spezialisiert und sagt, dass die Kirche ihr Misstrauen
in diesem Punkt überwinden muss. Denn Kirche gehöre ins web 2.0:
„Die Kirche
und das web 2.0 passen perfekt zusammen. Die Kirche war schon immer eine globale,
weltumspannende Organisation, die von den einzelnen Personen gelebt hat. Glaubensvermittlung
war damals wie heute an das persönliche Glaubenszeugnis gebunden. Und im web 2.0 treten
jetzt auch die einzelnen Personen in den Mittelpunkt. Man sieht das zum Beispiel an
Netzwerken wie StudiVZ. Personenbeschreibungen in Wort und Bild sind da plötzlich
außerordentlich interessant. Einzelne treten in den Mittelpunkt und tauschen sich
untereinander aus. Das spielen natürlich auch religiöse Themen eine Rolle. Und das
ist eine riesige Chance für die Kirche, da einzelne Gläubige plötzlich eine große
Plattform und große Vernetztheit bekommen.“
Zu lange habe sich die Kirche
auch in Deutschland zurückgehalten, was die systematische Nutzung der digitalen Möglichkeiten
für die Glaubensverkündigung betrifft. Aber inzwischen seien einige erfolgreiche Projekte
angeleiert und auch schon am Laufen:
„In den letzten Jahren hat man gemerkt,
welches Potential im Internet und vor allem im web 2.0 steckt. Das sieht man auch
an der großen Aktion pope2you vom Vatikan im letzten Jahr. Das ist eine große Internet-Offensive,
um die Kirche auch zum jungen Publikum zu bringen. Und in Deutschland gibt es auch
ein neues Bewusstsein dafür. Zum Beispiel werden auch erste Studien zu diesem Thema
im Auftrag der Bischöfe erstellt. Das heißt, die Kirche lernt hier dazu. An der Basis
der Kirche fehlt es aber noch ein bisschen an Know-how und Technik. Aber die Bedeutung
der Neuen Medien, und besonders des Internets, für die Anliegen der Kirche zieht
keiner mehr in Zweifel.“
In seiner Botschaft zum diesjährigen Mediensonntag
hat auch Papst Benedikt Priester und Kirchenverantwortliche dazu aufgerufen, das Leben
der Kirche auch in der digitalen Welt bekannt zu machen. Die modernen Kommunikationsmittel
eröffneten eine „neue Epoche der Glaubensverkündigung“ und „seelsorgerisch unbegrenzte
Perspektiven“. Die Kirche habe die Pflicht, diese Möglichkeiten entschiedener zu nutzen.
Jürgen Pelzer macht deutlich, dass das auch eine Notwendigkeit darstelle – schließlich
müssten auch in der Kirche Stellen abgebaut werden. Dem müsse man mit neuen seelsorgerischen
Konzepten begegnen – eben über das Netzt! Für eine fruchtbare Verbindung zwischen
Kirche und Neuen Medien schlägt der Internetexperte Folgendes vor:
„Die
Strategie, die die Kirche einschlagen muss, ist klar: Diejenigen Angebote im Netz
haben sich als erfolgreich erwiesen, wo die Teilnehmer stark eingebunden waren. Es
gibt also nicht mehr klassischerweise eine Institution, die mit anderen über das Internet
kommuniziert. Vielmehr geht es darum, dass die Kirche im web 2.0 den Menschen untereinander
Kommunikationsräume schafft. Das ist eine neue Herangehensweise. Die erkennt man auch
in der Internet-Offensive des Vatikans, wo der Papst auf facebook oder youtube zu
finden ist. Hierzu werden also bestehende Plattformen genutzt. Stark treten dabei
Einzelpersonen in Erscheinung, die von ihrem Glauben berichten.“
Dieses
Potential, meint Pelzer, müsse die Kirche für sich stark machen – darin liege ihre
Zukunft:
„Die Kirche tut gut daran, das Internet in diesem Sinne zu nutzen
und den Ehrenamtlichen und den Kirchenmitgliedern eine Plattform zu bieten, um sich
auszutauschen und aktiv werden zu können.“