Das Freiwilligenjahr
der Jesuiten hat seit 1986 schon über 1000 Jugendliche in die ganze Welt geschickt.
Junge Menschen, die freiwillig einen sozialen Dienst verrichten möchten, werden von
einem Organisations- und Pastoralteam in Nürnberg auf eine solche Tätigkeit vorbereitet
und dann auch begleitet. Pater Michael Beschorner ist der Verantwortliche für die
Jesuit European Volunteers (kurz: jev) und beschreibt im Gespräch mit Radio Vatikan,
warum sich junge Menschen für diesen Freiwilligendienst entscheiden sollten:
„Das
FSJ über jev ist deswegen eine gute Möglichkeit, weil wir den Leuten nicht nur einen
sozialen Dienst anbieten. Wir bieten den Leuten nämlich durch unser kulturelles Rahmenprogramm
einen sehr weiten Horizont. So können sie ihr Leben ausprobieren – weg von dem verschulten
Verständnis von Lernen. Sie können ihr Leben ganz aus eigener Verantwortung heraus
gestalten.“
Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 30
Jahren können sich für das jesuitische Freiwilligenjahr bewerben und auch Wünsche
angeben, wo sie ihren Dienst gerne verrichten wollen:
„Unser Fokus liegt
auf Europa. Allerdings sehen wir auch den gegenwärtigen Trend hin zur Globalität.
Und so vermitteln wir beispielsweise auch Freiwillige nach Mexico. In Europa haben
wir Kommunitäten in Deutschland, Österreich, Bosnien-Herzegowina, Rumänien und Polen.
Und in Sofia befindet sich ein Projekt im Aufbau.“
Und
auch in Belgien kann man das Jesuit Volunteer Year absolvieren. Matthias Schmidt studiert
heute Theologie in Frankfurt und hat sein jev-Jahr in Brüssel verbracht:
„Mir
war klar, dass ich Zivildienst machen muss. Die Bundeswehr kam für mich sowieso nicht
in Frage. Und da habe ich mir gedacht, diesen Dienst doch mit einer Auslands- und
Spracherfahrung verbinden zu können. Zumal des jev-Jahr ja als Zivildienst anerkannt
wird. ich habe mich dann für Brüssel entschieden, weil viele ehemalige Freiwillige
von dort mein Interesse geweckt haben. Auch die Kontraste zwischen Arm und Reich,
die diese Stadt bietet, haben mich angezogen. Gearbeitet habe ich dann in einer Sozialstation,
die Familien mit finanziellen und psycho-sozialen Problemen unterstützt. Ich war am
Empfang und habe die Hilfesuchenden an die Sozialarbeiter vermittelt. Außerdem habe
ich dort am Nachmittag Kinder betreut und ihnen bei den Hausaufgaben geholfen.“
Und
was sind die prägenden Erlebnisse in dieser Zeit? Der Theologiestudent spricht gleich
von zwei ganz einschneidenden Erfahrungswerten:
„Das jev sieht
ja vor, dass man mit anderen Teilnehmern in Wohngemeinschaften wohnt. Das war prägend.
Man muss sich miteinander arrangieren und steht in regem Austausch, kriegt neue Ideen,
wohin es im Leben gehen soll. An zweiter Stelle steht dann das Lernen einer neuen
Sprache. Vor Brüssel konnte ich nur wenig Französisch. Aber meine Freunde und Arbeitskollegen
haben mir immer weiter geholfen, wenn es Verständigungsprobleme gab. Auch bei unseren
Klienten, die ja teilweise selbst keine Muttersprachler waren. Und jetzt spreche ich
Französisch.“
Ihr jev-Jahr hat Mirjam Skala in einer
ganz anderen Ecke verbracht: Von 2006 bis 2007 hat sie in einem Kinderheim im rumänischen
Banat gearbeitet und beschreibt:
„Die große Gastfreundschaft, die wir erfahren
haben, hat mich sehr beeindruckt. Und nicht mehr losgelassen hat mich der Eindruck
von der großen Armut im Land. Und trotzdem waren die Menschen freundliche und lebensfroh.
Auch die Kinder im Heim. Sie waren ausgelassen und fröhlich und wir hatten so viele
schöne Momente.“
Heute studiert Mirjam Skala soziale Arbeit in Freiburg
– ihre Erfahrungen in Rumänien hätten sie dazu in besonderer Weise motiviert. Warum
sie unbedingt über jev ins Ausland gehen wollte? Das Grundkonzept der jesuitischen
Einrichtung habe sie einfach überzeugt:
„Die vier Richtlinien, die jev hat,
waren für mich der ausschlaggebende Faktor: Die einfache Lebensführung, der gelebte
Glaube, der Einsatz für Gerechtigkeit und das Leben in Gemeinschaft. Das hat mich
einfach angesprochen. Außerdem ist die Vorbereitung, das wusste ich schon, auf so
ein Jahr bei jev sehr gut. Es gibt Veranstaltungen zur Kultur des jeweiligen Landes
im Vorfeld. Und man wird gut begleitet. Abschied von daheim zu nehmen für ein ganzes
Jahr fällt dann aber doch ein bisschen schwer.“
Dass es während des
Auslandsjahrs trotzdem nicht zu allzu großem Heimweh kommt, dafür sorgen die jev-Mitarbeiter,
die die jungen Erwachsenen vor Ort betreuen und begleiten. Pater Beschorner erläutert:
„Hier
in Deutschland gibt es uns als pastorale Begleiter und dann noch Ehemalige, die mithelfen.
Vor Ort sieht es dann so aus, dass Kollegen unmittelbar in die Projekte, wo die jungen
Erwachsenen arbeiten, mit eingebunden sind. Dadurch gibt es einen ständigen Ansprechpartner.
Und nach Möglichkeit werden unsere Teilnehmer auch von Jesuiten am Ort geistlich begleitet.
Außerdem gibt es einen besonderen Ansprechpartner für jeden Teilnehmer in der Kommunität.“