Papst-Botschaft zur Fastenzeit: Kommentar von Hans-Gert Pöttering, MdEP
Er wurde von Kardinal
Cordes eingeladen, die Fastenbotschaft des Papstes an diesem Donnerstag vor den Journalisten
mit politischen Überlegungen anzureichern: Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident
des Europäischen Parlaments und jetziger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Er betonte in seiner Stellungnahme die politischen Folgen, die das Nachdenken über
Gerechtigkeit haben kann und muss: Die gleiche Energie, mit der die Welt auf die Finanzkrise
reagiert hat, wird jetzt beim Kampf gegen die weltweite Armut notwendig. Pöttering
sagte im Gespräch mit uns, was ihm an den Überlegungen Benedikts zur Gerechtigkeit
besonders gefallen hat:
„Der Mensch hat eine Verantwortung für sich selber,
aber auch für die Gemeinschaft. Diese Gemeinschaftsbezogenheit endet ja nicht mit
dem eigenen Volk oder der Europäischen Union, sondern diese Gemeinschaftsorientierung
betrifft im Grunde genommen die gesamte Weltgemeinschaft - und dazu gehört natürlich
insbesondere der Islam.“
An erster Stelle, so Pöttering, gehe es um eine
geistige Erneuerung, die die europäische Politik leiten müsse. Darüber dürfe der zweite
Schritt aber nicht vergessen werden: Das wohlhabende Europa müsse seine Möglichkeiten
nutzen, damit Gerechtigkeit für möglichst viele Menschen geschaffen wird. Und Pöttering
wird in seinen Überlegungen auch ganz konkret und schlägt eine Ausweitung des Projekts
„UNITAID“ der Weltgesundheitsorganisation der UNO vor. In den 93 ärmsten Ländern der
Welt sollen AIDS, Malaria, Tuberkolose und andere Krankheiten bekämpft werden. Das
Geld dafür kommt aus einer Sonderabgabe auf Flugtickets in einigen Ländern: So seien
bereits 1,5 Milliarden US-Doller zusammen gekommen, vor allem aus Frankreich und den
USA. Die Fastenbotschaft des Papstes weise den richtigen Weg, auch für konkrete Projekte:
„Wenn
man alle Flugtickets in der Welt mit ein oder zwei Dollar oder Euro zusätzlich belasten
möchte, um damit Menschen zu helfen und Krankheiten zu bekämpfen, dann bedarf es der
Einbindung aller Länder dieser Erde - und damit auch der islamischen Welt. Und deswegen
sollte diese Debatte sicher geführt werden.“