2010-02-04 11:54:54

Papst-Botschaft zur Fastenzeit: Den Trug der Selbstgenügsamkeit aufgeben


RealAudioMP3 Das Thema Gerechtigkeit steht für den Papst im Mittelpunkt der bevorstehenden Fastenzeit. Der Text wurde an diesem Donnerstag im Vatikan vorgestellt, und zwar vom Päpstlichen Hilfswerk „Cor Unum“ unter Leitung des deutschen Kardinals Paul Josef Cordes. Er sagte in der Pressekonferenz:

„Wie jedes Jahr fordert die Fastenbotschaft alle Menschen dazu auf, Gutes zu tun. Benedikt drängt darin auf eine bessere Verteilung von Essen, Wasser und Medizin. Nach dem schrecklichen Erdbeben in Haiti sehen wir die große Solidarität vieler Menschen - aber die Worte des Papstes sind vor allem eine Herausforderung für unseren Willen, sich Gott anzuvertrauen und an ihn zu glauben. Sie machen also das zum Thema, was in der allgemeinen Diskussion über Gerechtigkeit und Frieden leicht vergessen und verschwiegen wird. Einer solchen Selbst-Isolierung fernab von Gott – man könnte von einem ‚durch die Säkularisierung verursachten Autismus des Menschen‛ sprechen – stellt Papst Benedikt seinen entschiedenen Verweis auf Gott und dessen Angebot der Liebe entgegen.“

Wir geben hier eine Zusammenfassung der Botschaft mit dem Titel „Die Gerechtigkeit Gottes ist offenbart worden, aus dem Glauben an Jesus Christus“.

„Cuique suum – Jedem das Seine“. Es ist (wohl eher zufällig) das Motto der Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano“, um das die Überlegungen Benedikts zunächst kreisen: Gerechtigkeit bedeute zunächst mal, „jedem das Seine zu geben“. Allerdings könne die reine „Verteilungsgerechtigkeit“ dem Menschen nie erschöpfend das geben, was er im Tiefsten braucht - hier verweist der Papst auf Gott.

Aber woher kommt denn dann die Ungerechtigkeit, fragt Benedikt in einem zweiten Schritt. Viele moderne Ideologien suchten die Ursachen des Bösen „außen“; dabei gehe das Böse in Wirklichkeit vom Menschen selbst aus. Es sei ebenso „naiv“ und „kurzsichtig“ zu glauben, dass Ungerechtigkeit schon mit der Beseitigung ihrer „äußeren Ursachen“ behoben wäre. Auf das Fasten bezogen könnte man diese Botschaft so übersetzen: Maß und Fasten allein reichen nicht, es braucht innere Reinigung, um gerecht und gut zu werden.

Kleine Besonderheit der diesjährigen Fastenbotschaft: Benedikt macht eine deutliche Anleihe beim Judentum, genauer gesagt: im Alten Testament. Gottesglauben und Gerechtigkeit gegenüber dem Nächsten gehörten zusammen – diese doppelt verstandene „Tugend der Gerechtigkeit“ heiße auf hebräisch „Sedaqah“. Das Tun der Nächstenliebe sei menschliche Erwiderung auf erfahrene göttliche Barmherzigkeit, schreibt der Papst: So würden die Zehn Gebote nicht zufällig nach der mühevollen Durchquerung des roten Meeres gegeben. Selbstgenügsamkeit und Unabhängigkeit, hält Benedikt weiter fest, seien eine Illusion, ja sogar eine Quelle von Ungerechtigkeit. Gerechtigkeit könne nur in Bezug auf Mitmenschen gelebt und erfahren werden.

Die christliche Botschaft antworte positiv auf den „menschlichen Durst nach Gerechtigkeit“, so Benedikt mit Bezug auf den Römerbrief. Wahre Gerechtigkeit und Buße würden hergestellt durch das Kreuzesopfer Christi, das Zeichen der Liebe Gottes gegenüber den Menschen sei. Der Unschuldige erfährt Gewalt, der Schuldige Gnade: Mit dieser scheinbaren Verkehrung zeige sich dem Menschen die göttliche Gerechtigkeit. Angesichts dieses „ungeheuer hohen Preises“, den Jesus für die Menschen gezahlt habe, sei Demut angebracht, so der Papst.

(rv 04.02.2010 pr)








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