Großbritannien: Bischof gegen Gleichberechtigungs-Gesetz
Der Gesetzesentwurf
zur Gleichberechtigung in Großbritannien, die so genannte „Equality Bill“, wird in
der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Jede Form der Diskriminierung aufgrund der
sexuellen Orientierung oder der Religionszugehörigkeit soll durch das Gesetz, das
in diesem Frühjahr vom Unterhaus verabschiedet werden soll, verboten werden. Die Kirchen
in England befürchten, durch die Anwendung des Gleichberechtigungsgesetzes auf kirchliche
Einrichtungen in der Glaubensverkündung und der Umsetzung ihrer ethischen Prinzipien
eingeschränkt zu werden. Der Erzbischof von Cardiff, Peter Smith, spricht sich für
eine Neubewertung des Begriffs „Diskriminierung“ aus: „Ich glaube,
da gibt es ein Missverständnis. Wenn man in der Politik von Gleichberechtigung spricht,
entsteht der Eindruck, wir wären alle gleich - das sind wir aber nicht. Wir besitzen
zwar alle die gleiche Würde. Aber abgesehen davon sind wir alle einzigartig! Mit anderen
Überzeugungen und Möglichkeiten beispielsweise. In der Diskussion um das Gleichstellungsgesetz
hat sich meiner Meinung nach ein Missverständnis darüber ergeben, was „Diskriminierung“
bedeutet. Gegen unrechtmäßige Diskriminierung hat sich die Kirche schon immer eindeutig
ausgesprochen. Wenn man Diskriminierung aber als Wahrnehmung von Unterschieden versteht,
ist das eine zulässige Definition.“
In seiner Ansprache zum Ad-Limina-Besuch
der Bischöfe von England und Wales hatte sich Benedikt XVI. vergangenen Montag gegen
„ungerechte Einschränkungen“ für Religionsgemeinschaften in Großbritannien gewandt.
Einige Gesetze, die auf die Gleichberechtigung aller Bürger zielten, führten in der
Praxis zum Gegenteil, so der Papst. Diese Vorschriften verstießen gegen das Naturrecht,
das die Gleichheit aller Menschen begründe und garantiere. Die Bischöfe wollen den
Ball, den Rom ihnen zugespielt hat, aufnehmen, sagt Smith: „Wir
werden der Frage der Equality Bill in England und Wales nachgehen. Im Moment sind
wir allerdings noch nicht so weit... Eines bleibt allerdings zu bemerken: Die Kirche
hat sich immer eindeutig zur gleichen Würde aller Menschen bekannt – ganz unabhängig
von deren Glauben, Alter oder Fähigkeiten.“
Unterdessen haben die Sozialisten
im Europaparlament den Vatikan zur Einhaltung der EU-Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsgesetze
aufgerufen. Religiöse Führer sollten Ungleichheiten abbauen helfen und nicht für ihr
Fortbestehen eintreten, erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Labour-Europaabgeordnete
Stephen Hughes. Statt Großbritannien wegen seiner Antidiskriminierungs-Reformpläne
zu kritisieren, solle der Vatikan selbst das geltende EU-Recht anwenden.