Das Fest Darstellung des Herrn wird seit 1997 als Tag des geweihten Lebens begangen.
Papst Johannes Paul II. hatte die Tradition eingeführt, die Benedikt XVI. nun weiterführt.
Gefeiert wurde der Tag mit einer Vesper im Petersdom. Es soll ein Fest des Dankes
sein, so der Papst in seiner Predigt. Ein Fest des Dankes an Gott, der im geweihten
Leben der Kirche sichtbar wird. Das Ordensleben bezeuge die Suche von Gott und Mensch
nacheinander, die Liebe, die Gott anbietet. So sei der geweihte Mensch wie eine „Brücke“
für alle, die sich an Gott wenden.
Wir dokumentieren in einer Arbeitsübersetzung
die Predigt Papst Benedikt XVI. bei der Vesper zum Fest Darstellung des Hern im Petersdom
am 2. Februar.
Liebe Brüder und Schwestern, Am Fest der Darstellung des
Herrn feiern wir ein Geheimnis aus dem Leben Jesu. Es geht zurück auf das Gesetz des
Mose. 40 Tage nach der Geburt des Erstgeborenen sollen die Eltern zum Jerusalemer
Tempel hinaufzusteigen und dort den Sohn dem Herrn darzubringen, und die Mutter soll
die rituellen Reinigung durchführen (vgl. Ex 13.1-2.11-16; Lev 12,1-8). Auch Maria
und Joseph folgen diesem Ritus und bringen – nach dem Gesetz – ein Paar Tauben dar.
Wenn man die Sache tiefer bedenkt, verstehen wir, dass in diesem Moment Gott selbst
seinen Sohn den Menschen präsentiert. Und zwar durch die Worte des alten Simeon und
der Prophetin Hanna. Und in der Tat, Simeon nennt Jesus das „Heil“ der Menschheit,
das „Licht“ für alle Völker und ein „Zeichen, dem widersprochen wird“, weil er die
Gedanken der Menschen offenbar macht (vgl. Lk 2,29-35). Im Osten wurde dieses Fest
Hypapante genannt, das heißt Fest der Begegnung. Und tatsächlich, Simeon
und Hanna, die Jesus im Tempel begegnen, erkennen in ihm den Messias, auf den viele
warten. Sie repräsentieren die Menschheit, die ihren Herrn in der Kirche trifft. Gleichermaßen
hat sich dieses Fest auch im Westen entwickelt, hier vor allem in Hinblick auf das
Symbol des Lichtes. Die Kerzenprozession, die man im Ursprung auch [...] nennt, hat
hier ihren Ursprung. Mit diesem sichtbaren Zeichen will man sichtbar machen, dass
die Kirche in ihrem Glauben auf denjenigen trifft, der „das Licht der Menschen“ ist
und den sie anzunehmen aufgerufen ist, um dieses „Licht“ in die ganze Welt zu tragen.
Im
Jahr 1997 war es der Wunsch des verehrten Johannes Paul II., dass mit der liturgischen
Feier an diesem Tag in der gesamten Kirche auch ein Tag des geweihten Lebens gefeiert
wird. Denn, in der Tat, die Hingabe des Sohnes Gottes – symbolisiert durch seine Darstellung
im Tempel – ist ein Modell für jeden Mann und jede Frau, die ihr Leben dem Herrn weihen.
Dreifach ist der Zweck dieses Tages: Zunächst geht es darum, den Herrn für das Geschenk
des geweihten Lebens zu loben und zu danken. Zweitens, die Bekanntheit dieser Lebensform
in gesamten Volk Gottes zu fördern. Und schließlich geht es darum, all die vielen,
die sich mit ihrem ganzen Leben der Sache des Evangeliums verschrieben haben, einzuladen,
das Wunder, das Gott in ihnen gewirkt hat, zu feiern. Ich danke euch, dass ihr an
diesem Tag so zahlreich zusammengekommen seid – mit herzlichem Nachdruck grüße ich
jeden einzelnen von euch: Priester, geweihte Männer und Frauen. Euch drücke ich meine
herzliche Verbundenheit und große Wertschätzung für das aus, was ihr als Dienst am
Volk Gottes tut.
Die kurze Lesung aus dem Brief an die Hebräer, die wir eben
gehört haben, vereinigt die Motive, die am Anfang dieses bedeutenden und schönen Anlasses
stehen und gibt uns einige Motive an die Hand, über die es sich lohnt, etwas nachzudenken.
Dieser Text – er besteht aus zwei sehr dichten Versen – eröffnet den zweiten Teil
des Briefes an die Hebräer, der sich mit dem Thema des „Hohepriesters Christus“ befasst.
Wir müssen auch noch den unmittelbar folgenden Vers hinzuziehen, der heißt: „Da wir
nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus,
den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten“ (Hebr 4,14). Dieser Vers
beschreibt Jesus, der zum Vater hinaufgefahren ist; dieser Vers stellt ihn dar, der
zu den Menschen herabgestiegen ist. Christus wird vorgestellt als der Vermittler.
Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, er erscheint wirklich in der göttlichen und
in der menschlichen Welt.
Und wirklich, einzig von diesem Glauben können wir
ausgehen, von diesem vertrauenden Glauben in Jesus Christus, den einzigen und endgültigen
Vermittler. Nur dann hat das geweihte Leben in der Kirche einen Sinn, ein geweihtes
Leben auf Gott hin durch Christus. Es hat nur Sinn, wenn Er wirklich
der Mittler zwischen Gott und uns ist, und nicht nur eine Vertröstung oder eine Ausrede.
Wenn Christus nicht wahrhaft Gott und gleichzeitig wahrhaft Mensch wäre, würde das
Fundament des christlichen Lebens insgesamt brüchig werden, und besonders das Fundament
all der Frauen und Männer, die ihr Leben christlich geweiht haben. Das geweihte Leben
bezeugt in der Tat in einer starken Art und Weise, die Suche von Gott und Mensch nacheinander,
die Liebe, die er anbietet. So ist der geweihte Mensch wie eine „Brücke“ für alle,
die sich an Gott wenden, eine Bereicherung, eine Erneuerung. Sie ist all dieses in
der Kraft des Gebetes Jesu, der selbst der Geweihte des Vaters ist. Er ist das Fundament!
Er, der unsere Schwachheit geteilt hat, damit wir an seiner göttlichen Natur teilhaben
können.
Unser Text besteht, mehr noch als auf den Glauben, auf das „Vertrauen“,
mit dem wir uns dem „Thron der Gnade“ nähern können. Von dem Moment an, da Er selbst
unser Hohepriester ist, der „der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist“.
Ihm dürfen wir uns nähern, um „Erbarmen zu erfahren“, um „Gnade zu finden“ und „Hilfe
erlangen zur rechten Zeit“. Mir scheint, dass diese Worte eine große Wahrheit beinhalten,
und uns, die wir das Geschenk einer besonderen Weihe in der Kirche empfangen haben,
ein Trost sein kann. Ich denke dabei besonders an Euch, liebe Schwestern und Brüder.
Ihr habt euch mit großem Vertrauen Christus, dem „Thron der Gnade“ angenähert. Seinem
Kreuz, seinem Herzen, seiner göttlichen Anwesenheit in der Eucharistie. Jeder und
jede von Euch hat sich ihm, der Quelle aller reinen und treuen Liebe, genähert. Eine
Liebe so groß und schön, die für alles entlohnt. Eine Liebe, die mehr ist als wir
alle, die zu erwidern ein ganzes Leben nicht ausreicht. Zu erwidern, was Christus
für uns ist und für uns getan hat. Aber ihr habt euch dem angenähert, und jeden Tag
nähert ihr euch ihm an, auch, um „Hilfe zu erlangen zur rechten Zeit“ und „in der
Stunde der Versuchung“.
Die geweihten Frauen und Männer sind in besonderer
Weise dazu aufgerufen, für dieses Erbarmen Gottes Zeugen zu sein, in dem der Mensch
seine Rettung findet. An ihnen wird die Erfahrung der Vergebung Gottes deutlich, sie
haben den Willen, gerettete Menschen zu sein, die groß sind, wenn sie klein sind,
die sich im Bekenntnis ihrer Sünden erneuert und umschlungen fühlen von der Heiligkeit
Gottes. Deshalb bleibt, auch für die Menschen von heute, das geweihte Leben eine besondere
Schule der „Einfalt des Herzens“, der demütigen Kenntnis der Armut. Aber, gleichermaßen,
bleibt es eine Schule des Vertrauens auf die Barmherzigkeit Gottes, in seine Liebe,
die kein Ende kennt. In der Tat, je mehr man sich Gott annähert, je näher man ihm
kommt, desto hilfreicher kann man auch für die Anderen sein. Die geweihten Männer
und Frauen erhoffen die Gnade, die Barmherzigkeit und die Vergebung Gottes nicht nur
für sich, sondern auch für die Schwestern und Brüder. Sie sind gerufen, in ihrem Herzen
und ihrem Gebet die Sorgen und Ängste der Menschen zu tragen, insbesondere derer,
die Gott fern sind. Besonders die Gemeinschaften, die in Klausur leben und dort mit
ihrem besonderen Auftrag leben, gläubig „beim Herrn zu verharren“, bei ihm „unter
dem Kreuz zu stehen“, sie leisten diesen Hilfsdienst. Sie vereinen sich mit Christus
in dessen Passion, nehmen mit auf sich die Leiden der anderen und geben mit Freude
alles hin für die Errettung der Welt.
Schließlich, liebe Freunde, wollen wir
uns erheben und dem Herrn ein Danklied anstimmen, um ihn zu loben für das Geschenk
des geweihten Lebens. Wenn es nicht wäre, wie viel ärmer wäre die Welt! Angesichts
der oberflächlichen Werte der Funktionalität ist das geweihte Leben auch wichtig,
um ein Zeichen zu sein für die kostenlose Liebe Gottes, und das umso mehr einer Gesellschaft,
die droht, aufgesogen zu werden in Kurzlebigkeit und Nützlichkeitserwägungen. Das
geweihte Leben hingegen bezeugt den Überfluss einer Liebe, für die es lohnt, das eigene
Leben zu verlieren. Es bezeugt den Überfluss der Liebe des Herrn, der sein Leben „verloren“
hat für uns. Ich denke dabei an die geweihten Menschen, die ihre alltäglichen Bürden
ohne Dank der Menschen verrichten, ich denke an die Priester und an alle alten und
kranken Menschen, die sich in ihrem apostolischen Dienst in Schwierigkeiten befinden.
... Niemand ist unnütz – der Herr zieht sie an seinen „Thron der Gnade“. Sie sind
vielmehr ein kostbares Geschenk für die Kirche und die Welt, die nach Gott und seinem
Wort dürsten.
Voller Vertrauen und Dankbarkeit erneuern auch wir die Geste
unserer Ganzhingabe, wenn wir uns selbst im Tempel darstellen. Das Jahr der Priester
ist eine weitere Möglichkeit für die Priester, auf dem Weg der Heiligkeit weiterzugehen.
Für alle geweihten Frauen und Männer ist es ein Antrieb, diesen Dienst mit besonderem
Gebet zu begleiten. Dieses Jahr der Gnade wird im Juni beim Internationalen Priestertreffen
in Rom einen besonderen Höhepunkt haben. Wir nähern uns dem dreimal heiligen Gott
an, ihm weihen wir unser Leben und unseren Dienst, jeder für sich und in Gemeinschaft,
alle geweihten Männer und Frauen, geweiht auf das Königreich Gottes. Wir begleiten
diese innere Geste in engster geistlicher Verbundenheit mit der Jungfrau Maria: Mit
ihr verharren wir im Akt der Darstellung des Kindes Jesus im Tempel, sie verehren
wir als die erste und vollkommene Geweihte, sie, die Gott selbst im Arm getragen hat.
Die Jungfrau, arm und treu, uns ergeben, weil sie Gott ergeben war. Bei ihr gehen
wir in die Schule, und mit ihrer mütterlichen Hilfe erneuern wir unser „Hier bin ich“
und unser „So soll es sein“.