2010-02-02 18:17:12

Papst-Vesper: Dem Licht der Welt begegnen


Das Fest Darstellung des Herrn wird seit 1997 als Tag des geweihten Lebens begangen. Papst Johannes Paul II. hatte die Tradition eingeführt, die Benedikt XVI. nun weiterführt. Gefeiert wurde der Tag mit einer Vesper im Petersdom. Es soll ein Fest des Dankes sein, so der Papst in seiner Predigt. Ein Fest des Dankes an Gott, der im geweihten Leben der Kirche sichtbar wird. Das Ordensleben bezeuge die Suche von Gott und Mensch nacheinander, die Liebe, die Gott anbietet. So sei der geweihte Mensch wie eine „Brücke“ für alle, die sich an Gott wenden.

Wir dokumentieren in einer Arbeitsübersetzung die Predigt Papst Benedikt XVI. bei der Vesper zum Fest Darstellung des Hern im Petersdom am 2. Februar.

Liebe Brüder und Schwestern,
Am Fest der Darstellung des Herrn feiern wir ein Geheimnis aus dem Leben Jesu. Es geht zurück auf das Gesetz des Mose. 40 Tage nach der Geburt des Erstgeborenen sollen die Eltern zum Jerusalemer Tempel hinaufzusteigen und dort den Sohn dem Herrn darzubringen, und die Mutter soll die rituellen Reinigung durchführen (vgl. Ex 13.1-2.11-16; Lev 12,1-8). Auch Maria und Joseph folgen diesem Ritus und bringen – nach dem Gesetz – ein Paar Tauben dar. Wenn man die Sache tiefer bedenkt, verstehen wir, dass in diesem Moment Gott selbst seinen Sohn den Menschen präsentiert. Und zwar durch die Worte des alten Simeon und der Prophetin Hanna. Und in der Tat, Simeon nennt Jesus das „Heil“ der Menschheit, das „Licht“ für alle Völker und ein „Zeichen, dem widersprochen wird“, weil er die Gedanken der Menschen offenbar macht (vgl. Lk 2,29-35). Im Osten wurde dieses Fest Hypapante genannt, das heißt Fest der Begegnung. Und tatsächlich, Simeon und Hanna, die Jesus im Tempel begegnen, erkennen in ihm den Messias, auf den viele warten. Sie repräsentieren die Menschheit, die ihren Herrn in der Kirche trifft. Gleichermaßen hat sich dieses Fest auch im Westen entwickelt, hier vor allem in Hinblick auf das Symbol des Lichtes. Die Kerzenprozession, die man im Ursprung auch [...] nennt, hat hier ihren Ursprung. Mit diesem sichtbaren Zeichen will man sichtbar machen, dass die Kirche in ihrem Glauben auf denjenigen trifft, der „das Licht der Menschen“ ist und den sie anzunehmen aufgerufen ist, um dieses „Licht“ in die ganze Welt zu tragen.

Im Jahr 1997 war es der Wunsch des verehrten Johannes Paul II., dass mit der liturgischen Feier an diesem Tag in der gesamten Kirche auch ein Tag des geweihten Lebens gefeiert wird. Denn, in der Tat, die Hingabe des Sohnes Gottes – symbolisiert durch seine Darstellung im Tempel – ist ein Modell für jeden Mann und jede Frau, die ihr Leben dem Herrn weihen. Dreifach ist der Zweck dieses Tages: Zunächst geht es darum, den Herrn für das Geschenk des geweihten Lebens zu loben und zu danken. Zweitens, die Bekanntheit dieser Lebensform in gesamten Volk Gottes zu fördern. Und schließlich geht es darum, all die vielen, die sich mit ihrem ganzen Leben der Sache des Evangeliums verschrieben haben, einzuladen, das Wunder, das Gott in ihnen gewirkt hat, zu feiern. Ich danke euch, dass ihr an diesem Tag so zahlreich zusammengekommen seid – mit herzlichem Nachdruck grüße ich jeden einzelnen von euch: Priester, geweihte Männer und Frauen. Euch drücke ich meine herzliche Verbundenheit und große Wertschätzung für das aus, was ihr als Dienst am Volk Gottes tut.

Die kurze Lesung aus dem Brief an die Hebräer, die wir eben gehört haben, vereinigt die Motive, die am Anfang dieses bedeutenden und schönen Anlasses stehen und gibt uns einige Motive an die Hand, über die es sich lohnt, etwas nachzudenken. Dieser Text – er besteht aus zwei sehr dichten Versen – eröffnet den zweiten Teil des Briefes an die Hebräer, der sich mit dem Thema des „Hohepriesters Christus“ befasst. Wir müssen auch noch den unmittelbar folgenden Vers hinzuziehen, der heißt: „Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten“ (Hebr 4,14). Dieser Vers beschreibt Jesus, der zum Vater hinaufgefahren ist; dieser Vers stellt ihn dar, der zu den Menschen herabgestiegen ist. Christus wird vorgestellt als der Vermittler. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, er erscheint wirklich in der göttlichen und in der menschlichen Welt.

Und wirklich, einzig von diesem Glauben können wir ausgehen, von diesem vertrauenden Glauben in Jesus Christus, den einzigen und endgültigen Vermittler. Nur dann hat das geweihte Leben in der Kirche einen Sinn, ein geweihtes Leben auf Gott hin durch Christus. Es hat nur Sinn, wenn Er wirklich der Mittler zwischen Gott und uns ist, und nicht nur eine Vertröstung oder eine Ausrede. Wenn Christus nicht wahrhaft Gott und gleichzeitig wahrhaft Mensch wäre, würde das Fundament des christlichen Lebens insgesamt brüchig werden, und besonders das Fundament all der Frauen und Männer, die ihr Leben christlich geweiht haben. Das geweihte Leben bezeugt in der Tat in einer starken Art und Weise, die Suche von Gott und Mensch nacheinander, die Liebe, die er anbietet. So ist der geweihte Mensch wie eine „Brücke“ für alle, die sich an Gott wenden, eine Bereicherung, eine Erneuerung. Sie ist all dieses in der Kraft des Gebetes Jesu, der selbst der Geweihte des Vaters ist. Er ist das Fundament! Er, der unsere Schwachheit geteilt hat, damit wir an seiner göttlichen Natur teilhaben können.

Unser Text besteht, mehr noch als auf den Glauben, auf das „Vertrauen“, mit dem wir uns dem „Thron der Gnade“ nähern können. Von dem Moment an, da Er selbst unser Hohepriester ist, der „der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist“. Ihm dürfen wir uns nähern, um „Erbarmen zu erfahren“, um „Gnade zu finden“ und „Hilfe erlangen zur rechten Zeit“. Mir scheint, dass diese Worte eine große Wahrheit beinhalten, und uns, die wir das Geschenk einer besonderen Weihe in der Kirche empfangen haben, ein Trost sein kann. Ich denke dabei besonders an Euch, liebe Schwestern und Brüder. Ihr habt euch mit großem Vertrauen Christus, dem „Thron der Gnade“ angenähert. Seinem Kreuz, seinem Herzen, seiner göttlichen Anwesenheit in der Eucharistie. Jeder und jede von Euch hat sich ihm, der Quelle aller reinen und treuen Liebe, genähert. Eine Liebe so groß und schön, die für alles entlohnt. Eine Liebe, die mehr ist als wir alle, die zu erwidern ein ganzes Leben nicht ausreicht. Zu erwidern, was Christus für uns ist und für uns getan hat. Aber ihr habt euch dem angenähert, und jeden Tag nähert ihr euch ihm an, auch, um „Hilfe zu erlangen zur rechten Zeit“ und „in der Stunde der Versuchung“.

Die geweihten Frauen und Männer sind in besonderer Weise dazu aufgerufen, für dieses Erbarmen Gottes Zeugen zu sein, in dem der Mensch seine Rettung findet. An ihnen wird die Erfahrung der Vergebung Gottes deutlich, sie haben den Willen, gerettete Menschen zu sein, die groß sind, wenn sie klein sind, die sich im Bekenntnis ihrer Sünden erneuert und umschlungen fühlen von der Heiligkeit Gottes. Deshalb bleibt, auch für die Menschen von heute, das geweihte Leben eine besondere Schule der „Einfalt des Herzens“, der demütigen Kenntnis der Armut. Aber, gleichermaßen, bleibt es eine Schule des Vertrauens auf die Barmherzigkeit Gottes, in seine Liebe, die kein Ende kennt. In der Tat, je mehr man sich Gott annähert, je näher man ihm kommt, desto hilfreicher kann man auch für die Anderen sein. Die geweihten Männer und Frauen erhoffen die Gnade, die Barmherzigkeit und die Vergebung Gottes nicht nur für sich, sondern auch für die Schwestern und Brüder. Sie sind gerufen, in ihrem Herzen und ihrem Gebet die Sorgen und Ängste der Menschen zu tragen, insbesondere derer, die Gott fern sind. Besonders die Gemeinschaften, die in Klausur leben und dort mit ihrem besonderen Auftrag leben, gläubig „beim Herrn zu verharren“, bei ihm „unter dem Kreuz zu stehen“, sie leisten diesen Hilfsdienst. Sie vereinen sich mit Christus in dessen Passion, nehmen mit auf sich die Leiden der anderen und geben mit Freude alles hin für die Errettung der Welt.

Schließlich, liebe Freunde, wollen wir uns erheben und dem Herrn ein Danklied anstimmen, um ihn zu loben für das Geschenk des geweihten Lebens. Wenn es nicht wäre, wie viel ärmer wäre die Welt! Angesichts der oberflächlichen Werte der Funktionalität ist das geweihte Leben auch wichtig, um ein Zeichen zu sein für die kostenlose Liebe Gottes, und das umso mehr einer Gesellschaft, die droht, aufgesogen zu werden in Kurzlebigkeit und Nützlichkeitserwägungen. Das geweihte Leben hingegen bezeugt den Überfluss einer Liebe, für die es lohnt, das eigene Leben zu verlieren. Es bezeugt den Überfluss der Liebe des Herrn, der sein Leben „verloren“ hat für uns. Ich denke dabei an die geweihten Menschen, die ihre alltäglichen Bürden ohne Dank der Menschen verrichten, ich denke an die Priester und an alle alten und kranken Menschen, die sich in ihrem apostolischen Dienst in Schwierigkeiten befinden. ... Niemand ist unnütz – der Herr zieht sie an seinen „Thron der Gnade“. Sie sind vielmehr ein kostbares Geschenk für die Kirche und die Welt, die nach Gott und seinem Wort dürsten.

Voller Vertrauen und Dankbarkeit erneuern auch wir die Geste unserer Ganzhingabe, wenn wir uns selbst im Tempel darstellen. Das Jahr der Priester ist eine weitere Möglichkeit für die Priester, auf dem Weg der Heiligkeit weiterzugehen. Für alle geweihten Frauen und Männer ist es ein Antrieb, diesen Dienst mit besonderem Gebet zu begleiten. Dieses Jahr der Gnade wird im Juni beim Internationalen Priestertreffen in Rom einen besonderen Höhepunkt haben. Wir nähern uns dem dreimal heiligen Gott an, ihm weihen wir unser Leben und unseren Dienst, jeder für sich und in Gemeinschaft, alle geweihten Männer und Frauen, geweiht auf das Königreich Gottes. Wir begleiten diese innere Geste in engster geistlicher Verbundenheit mit der Jungfrau Maria: Mit ihr verharren wir im Akt der Darstellung des Kindes Jesus im Tempel, sie verehren wir als die erste und vollkommene Geweihte, sie, die Gott selbst im Arm getragen hat. Die Jungfrau, arm und treu, uns ergeben, weil sie Gott ergeben war. Bei ihr gehen wir in die Schule, und mit ihrer mütterlichen Hilfe erneuern wir unser „Hier bin ich“ und unser „So soll es sein“.

Amen.







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