Es ist eine heikle
Frage: Sollte der Staat illegal erworbene Bankdaten aus der Schweiz ankaufen, um damit
Steuerbetrüger zu überführen? Die katholische Kirche in Deutschland zeigt sich in
ihrer Haltung gespalten. Ein Informant hat dem Bundesfinanzministerium für 2,5 Millionen
Euro die Daten von 1.500 Steuersündern mit Schweizer Konten zum Kauf angeboten. Experten
zufolge könnten damit nachträglich 100 Millionen Euro Steuern eingetrieben werden.
Der
Augsburger Weihbischof Anton Losinger spricht von Hehlerei und verweist auf
das Rechtsstaatsgebot - doch der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke
hält den Ankauf der Daten unter bestimmten Bedingungen durchaus für möglich. Der „Bild“-Zeitung
sagte Jaschke, der Staat sei verpflichtet, Schaden von der Gesellschaft abzuwenden.
Losinger dagegen meinte im Deutschlandradio, der Zweck heilige nicht die Mittel. Wenn
man eines Tages auf die Idee käme, man könnte mit Folter Gewaltverbrechen aufdecken
und eventuell Geiseln befreien, „wo ist dann die Grenze, wenn der Staat sich an das
Prinzip der Rechtsstaatlichkeit nicht mehr hielte?“. Allerdings hält es Losinger,
Mitglied im Deutschen Ethikrat, für denkbar, dass sich Medien einschalten und es auf
diesem Wege zu einer Veröffentlichung der Daten kommt.
Ist Steuerbetrug
eine Sünde? Jaschke betont, wer als Steuerbetrüger die Gemeinschaft bewusst
schädige, der begehe aus christlicher Sicht eine Sünde. Steuerhinterzieher handelten
meist nicht aus Not, sondern aus Geiz und Gier. Bei einem Datenankauf des Staates
zur Überführung der Betrüger seien allerdings auch die Motive der Person zu bedenken,
die diese Daten verkauft: Denn diese Person handle unmoralisch, wenn sie damit Geld
machen wolle. „Deshalb müssen Regierung und Steuerfahndung auf jeden Fall die genauen
Hintergründe eines solchen Verkaufes und der dahinter stehenden Person klären“, verlangt
der Weihbischof. Und dann sei zu entscheiden, ob für das Wohl der Gemeinschaft etwas
mit vielleicht unmoralischem Hintergrund getan werden soll.