2010-01-28 14:32:43

Hilfe: Von Brindisi nach Haiti


RealAudioMP3 Die Spendenbereitschaft für die Erdbebenopfer in Haiti ist weltweit groß und auch zwei Wochen nach der Naturkatastrophe noch ungebrochen. Die Abwicklung der beachtlichen Güter- und Personentransporte stellt die Hilfsorganisationen allerdings vor große logistische Herausforderungen. Ein Knotenpunkt für die Haitihilfe ist die italienische Hafenstadt Brindisi. Dominik Skala berichtet über das Großunternehmen:
Gabelstapler, Container, LKWs - im Hafen von Brindisi, ganz in Flughafennähe, herrscht reges Treiben. Chaos, möchte man im ersten Moment sagen. Aber hinter dem Lärm und Durcheinander steht ein ausgefeiltes logistisches System. In einem Lagerzelt und riesigen Flugzeughangar lagern in haushohen Hochregalen Hunderte Tonnen von Material für die Erstversorgung in Haiti. Hauptakteur ist das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Martin Badley leitet die Anfahrt und Verladung der Güter im Notfalldepot Brindisi und beschreibt:
„Das ist eine irre Aufgabe. Das ist größer als alles, was wir bisher gemacht haben. Es ist buchstäblich ein logistischer Albtraum.“
Nährstoffangereicherte Kekse wurden zum Beispiel in den vergangenen Tagen tonnenweise nach Haiti transportiert, wo bislang die Möglichkeiten zu der Zubereitung vollständiger Mahlzeiten fehlen. Aber auch Medikamente und Stromaggregate werden verladen. Der Hilfseinsatz scheint auf vollen Touren. Badley:
„Da sind schon ziemlich viele Regale leer. Noch vor ein paar Tagen war das alles voll. Das hier zum Beispiel sind faltbare Trinkwassertanks, alle platzsparend verpackt. Die wiegen wenig - dieses Material kann sofort ausgeflogen werden.“
Brindisi war das erste Großdepot dieser Art. Inzwischen gibt es mehrere ähnliche Projekte. Koordiniert werden sie von einer Zentrale in Rom aus; Zwischenlager ist Panama. Die Logistik organisiert Giuseppe Saba:
„Nach dem Tsunami haben wir gemerkt, dass es nichts bringt, nur von Brindisi aus zu starten. Die Kosten für Flüge nach Lateinamerika oder Südostasien wären einfach zu hoch gewesen. Wir haben gemeinsam mit anderen beraten, und so entstand der Plan, ein Netzwerk aufzubauen, das fünf Hilfdepots und logistische Basen an strategischen Punkten in der ganzen Welt umfasst.“
Koordination und Kooperation ist alles. Das findet auch der Leiter von Caritas International Deutschland, Oliver Müller. Ein Hilfseinsatz mit der Dimension der Haitihilfe fordere minutiöse Planung und Durchführung:
„Die Logistik ist nach wie vor ein großes Problem, was Haiti betrifft. Zusammen ist es wesentlich einfacher. Wir arbeiten in verschiedenen Bereichen zusammen: Gesundheit, jetzt auch Wiederaufbau. Aber die Verhältnisse in Haiti sind nach wie vor sehr schwierig. Insgesamt kann man schon ein positives Fazit ziehen: Die Hilfe kommt an, es wird jeden Tag besser. Und was den Transport von Hilfsgütern betrifft, hat sich die Lage inzwischen weitgehend normalisiert.“
In der unmittelbaren Zeit nach der Katastrophe hat man bei Caritas International auf den Luftweg gesetzt. Das sei auf Dauer aber nicht finanzierbar, sagt Oliver Müller. Für die mittel- und langfristige Hilfe, vor allem der Materialien zum Wiederaufbau, wähle man andere Transportwege.
„Wir setzen jetzt darauf, Hilfsgüter in der Dominikanischen Repunlik, also dem anderen Teil der Insel zu beschaffen. Das geht sehr gut, diese Hilfsgüter werden dann auf dem Landweg von Santo Domingo nach Port-au-Prince gebracht. Und wir haben gleichzeitig in der Region, also in Panama, Wellblechdächer und andere Hilfsgüter für den Wiederaufbau schon bestellt, die mit dem Schiff nach Port-au-Prince gebracht werden. Das sind große Volumen, aber das ist ein sehr preisgünstiger Transport, und die Dinge sind demnächst da. Damit kann dann der Wiederaufbau begonnen werden.“
In Brindisi dauern unterdessen die Beladungen und Verschiffungen an. Dabei ist mit einer bloße Menge an Hilfsgütern noch nichts über die Qualität der Hilfe ausgesagt. Auf vielerlei Ebenen muss unterstützt werden. Oliver Müller differenziert nochmals abschließend:
„Es sind zum Teil viele Container voll, was das Bauholz, die Wellblechdächer und das Werkzeug betrifft. Andererseits sind die Gesundheits-Kits, also die Zusammenstellung von Medikamenten, von wesentlich kleinerem Volumen, aber genauso teuer. Wir reden da von vielen hundert Tonnen, was die Wiederaufbaumaterialien betrifft...“
(rv 28.01.2010 vp)
Wir danken dem ARD-Studio Rom, dass es uns Audio-Material aus Brindisi zur Verfügung gestellt hat.







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