Die Burka ist „mit
den Werten der Republik unvereinbar.“ Das hält der Bericht der Enquete-Kommission
der französischen Nationalversammlung fest, die sich am Dienstag für ein Verbot des
Ganzkörperschleiers aussprach. Geplant ist ein Burka-Verbot im Bereich öffentlicher
Dienstleistungen. Nach dem Schweizer Minarettverbot wäre das Gesetz kein weiterer
Affront gegenüber dem Islam. Das meint die muslimische deutsche SPD-Politikerin Lale
Akgün. Der Ganzkörperschleier habe „nichts mit Religion“ zu tun, sagt sie im Domradio-Interview: „Wenn
jemand behauptet, dass die Burka irgendeine islamische Vorschrift sein könnte, geht
das in die völlig falsche Richtung. Wir müssen ganz klar sehen, dass die Burka eine
tiefe Menschenrechtsverletzung ist - sogar jenseits von Frauenrechten. Denn sie arbeitet
gegen die Entfaltung des Menschen!“ Kann ein Burka-Verbot zur Integration beitragen,
so wie es sich die zuständige Kommission erhofft? In Frankreich leben nur etwa 2.000
Burka-Trägerinnen. Nicht wenige von ihnen empfinden das geplante Verbot als Eingriff
in persönliche Freiheiten, ja gar als Verkehrung der viel beschworenen rechtsstaatlichen
Werte. Eine Pariser Muslimin im Interview mit afp-Tv: „Das widerspricht dem
französischen Recht. Es geht um die Freiheit der Frau, daran darf man nicht rühren,
ganz einfach! Viele Frauen haben für diese Freiheit gekämpft, und das muss man respektieren.“ Im
Rahmen einer solchermaßen „zwangsverordneten Integration“ könnte ein Burka-Verbot
auch zu einer Radikalisierung des Islams führen. Darauf verweist Mohammed Moussaoui
vom Zentralrat der Muslime in Frankreich: „Wir haben unsere Vorbehalte gegen
ein allgemeines Verbot deutlich gemacht. Dass es Regelungen an bestimmten Orten gibt,
ist natürlich denkbar und legitim. Aber ein allgemeines, absolutes Gesetz würde diese
Praxis nicht zurückdrängen - davon sind wir überzeugt. Es könnte sogar den gegenteiligen
Effekt haben.“ Das Verbot soll zunächst für den Bereich öffentlicher Dienstleistungen
gelten. Wer zum Beispiel im Personenverkehr, auf der Post, im Krankenhaus oder in
der Schule eine Burka trägt, soll mit einer Geldbuße belegt werden und keinen Anspruch
mehr auf den entsprechenden Service haben. Die Vereinbarkeit des geplanten Gesetzes
mit Frankreichs Menschenrechtsverpflichtungen muss erst noch geprüft werden. Mehrere
katholische Bischöfe haben das geplante Burka-Verbot im Vorfeld als „kontraproduktiv“
kritisiert. (domradio/afp 28.01.2010 pr)