Postulator schreibt Buch über Johannes Paul – Viele neue Details
Man glaubte ihn eigentlich
zu kennen – schließlich trat Johannes Paul II. sehr häufig öffentlich auf. Doch jetzt
hat sein Postulator im Seligsprechungsverfahren ein Buch über den vor fünf Jahren
verstorbenen Papst aus Polen geschrieben, und darin finden sich viele überraschende
und bislang unbekannte Details aus dem Leben und Denken des Karol Wojtyla. „Perche
è santo“ – „Darum ist er heilig“, so heißt das Buch, das Slawomir Oder mit einer Journalistin
zusammen verfaßt hat.
„Ein Postulator kann tiefer blicken – und sieht die Dinge
aus einer anderen Perspektive. Was aufscheint, ist die Heiligkeit eines wirklichen
Gottesmanns von spiritueller Tiefe. Er war ein ganzer Mensch: glücklich, selbstverwirklicht,
frei. Er hat sein Leben gerne gelebt, es aber in den Dienst seines Herrn und der Kirche
stellte. Das scheint eine banale Feststellung, trifft aber auf Johannes Paul am genauesten
zu: Er war ein Mann Gottes und ein wahrer Mystiker, der in der Geschichte die Anwesenheit
Gottes gespürt hat.“
Zu den Neuigkeiten in Oders Buch gehört, dass Johannes
Paul sich kurz vor seinem 75. Geburtstag im Mai 1995 mit seinen Mitarbeitern über
einen möglichen Rücktritt aus Gesundheitsgründen beriet. Oder dass er, wenn er nicht
Papst geworden wäre, gerne als Beichtvater im umstrittenen Marienwallfahrtsort Medjugorje
in der Herzegowina gearbeitet hätte. Oder dass die italienische Terrorgruppe „Rote
Brigaden“ zu Anfang der Achtziger eine Entführung des damals neugewählten Papstes
plante. Nachrichtenagenturen betonen allerdings an diesem Mittwoch besonders ausgiebig,
dass Johannes Paul sich gelegentlich selbst gegeißelt hat – mit einem Gürtel. Vatikan-Kardinal
Jose Saraiva Martins sagt über diese alte christliche Bußpraxis:
„Wir geißeln
uns ja auch in unserem Leben sozusagen geistlich auf viele verschiedene Arten: Indem
wir auf Dinge bewußt verzichten, zum Beispiel. Man darf die Geißelung nicht rein materiell,
rein physiologisch auffassen – der Mensch ist ja nicht nur Körper. Wir können das
Wort Geißelung übersetzen mit: Buße. Opfer. Verzicht. Und es gibt sie nicht nur körperlich,
sondern auch geistlich und intellektuell. Opfer gehört zum Menschen an sich.“