Gemeinsam sind wir
stark - nach der jüngsten Ökumene-Debatte in Deutschland ist Papst Benedikts Credo
klar und deutlich. Zum Abschluss der Weltgebetswoche zur Einheit der Christen betonte
das Kirchenoberhaupt einmal mehr die Bedeutsamkeit christlicher Einheit für eine erfolgreiche
Evangelisierung. Bei der Vesper in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern
erinnerte der Papst am Montagabend an ein wichtiges Initiationsereignis der modernen
ökumenischen Bewegung - die Missionskonferenz von Edinburgh, auf der sich im Sommer
1910 über 1.000 Missionare aus verschieden Zweigen des Protestantismus, Anglikanismus
und der Orthodoxie trafen.
„Wie können, in der Tat, die Ungläubigen die
Verkündigung des Evangeliums annehmen, wenn die Christen, auch wenn sie alle auf denselben
Christus hinweisen, unter sich uneins sind? Im übrigen hat, wie wir wissen, derselbe
Meister am Ende des letzten Abendmahles den Vater für seine Jünger gebeten: „Alle
sollen eins sein…, damit die Welt glaubt“ (Joh 17, 21). Die Gemeinschaft und die Einheit
der Jünger Christi sind also besonders wichtige Bedingungen für eine größere Glaubwürdigkeit
und Wirksamkeit ihres Zeugnisses.“
Ökumene sei kein Accessoire, sondern
ein Herzstück des Christentums, so Benedikt. Hier sei jeder Einzelne gefordert: In
einer von „religiöser Gleichgültigkeit“ und „wachsender Ablehnung gegenüber dem christlichen
Glauben gekennzeichneten Welt“ sei Neuevangelisierung auch in Ländern notwendig,
zu deren Geschichte das Christentum bereits gehöre.
„Während wir auf dem
Weg zur vollen Gemeinschaft sind, sind wir gerufen, ein gemeinsamen Zeugnis gegenüber
den immer komplexeren Herausforderungen unserer Zeit zu geben: die Säkularisierung
und die Gleichgültigkeit, der Relativismus und der Hedonismus, die delikaten ethischen
Themen zu Anfang und Ende des Lebens, die Grenzen der Wissenschaft und der Technologie,
der Dialog mit den anderen religiösen Traditionen. Es gibt außerdem weitere Felder,
in denen wir schon jetzt ein gemeinsames Zeugnis geben können: die Bewahrung der Schöpfung,
die Förderung des Allgemeinwohls und des Friedens, die Verteidigung der zentralen
Stellung der menschlichen Person, das Engagement gegen die Übel unserer Zeit, insbesondere
Hunger, Elend, Analphabetismus und die ungleiche Verteilung der Güter.“
Auch
der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans unterstrich in einem Grußwort die Bedeutung
der Einheit für eine „glaubwürdige Erfüllung der Aufgabe des Herrn“, nämlich Einheit,
Versöhnung und Frieden zu verkünden. Kardinal Walter Kasper leitet den Päpstlichen
Einheitsrat:
„In gewisser Hinsicht sind Mission und Ökumene die wichtigsten
Aufgaben in der heutigen Welt, und die Christen müssen auf diesem Weg weitergehen!“