Hilfsorganisationen
fordern eine langfristige Unterstützung für Haiti. Diesen Appell richten sie an die
Geberkonferenz, die an diesem Montag im kanadischen Montreal beginnt. Dem Aufruf mehrerer
Hilfsorganisationen pflichtet auch der katholische Verband Misereor bei. Dessen Haiti-Länderrefernt
Heinz Oelers glaubt, dass die Geberkonferenz nur dann erfolgreich sein kann, wenn
man die Haitianer selber in den Wiederaufbau einbindet.
„Man muss an die
Perspektiven denken und sich fragen, was dieses Land wieder stärken kann: Es geht
nicht nur darum, Infrastrukturen aufzubauen, sondern dafür zu sorgen, dass die Menschen
wieder in der Lage sind, in ihrem eigenen Land eine aktive und verantwortliche Rolle
zu übernehmen. Jede Hilfe, die von außen kommt, sollte meiner Meinung nach darauf
achten, dass die Menschen auch wirklich gestärkt werden und Verantwortung gewinnen.“
Zu
den Teilnehmern der Konferenz in Montreal gehört die sogenannte „Gruppe der Freunde
Haitis“: USA, Kanada, Frankreich, Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Mexiko
und Peru. Weitere Teilnehmer sind die EU, Japan und andere Staaten. Doch die wichtigste
Institution sei die UNO, glaubt Oelers.
„Wir glauben, dass es im Moment
sehr wichtig ist, dass die Vereinten Nationen weiter gestärkt werden - sie müssen
eine wichtige Koordinationsfunktion übernehmen. Es hat ja bereits vor dem Erdbeben
eine UNO-Mission auf Haiti gegeben; die UNO ist selber bei diesem Erdbeben in starker
Mitleidenschaft gezogen worden. Man hat sehr viele Mitarbeiter verloren, und die UNO-Infrastrukturen
wurden zerstört. Trotz dieser Situation sollte etwas getan werden, damit die Vereinten
Nationen eine koordinierende Stellung übernehmen können. Das scheint uns ein erster
wichtiger Punkt zu sein.“
Unterdessen wurde Haiti auch am Sonntag erneut
von einem Nachbeben heimgesucht. Beobachter kritisieren das Chaos bei der Verteilung
von Hilfsgütern.
„Aber es gibt auch sicherlich gute Anzeichen und Erfahrungen
der Koordination. Im kirchlichen Bereich gibt es das Beispiel in Port-au-Prince, wo
Kirchengemeinde sich aktiv beteiligen: Die haben sich sehr gut organisiert, sie nehmen
die Verteilung der Hilfsgüter selber vor. Das läuft reibungslos. Dennoch ist es so,
dass diese Verteilungsstrukturen natürlich davon gekennzeichnet sind, was in den vergangenen
Tagen alles passiert ist.“
In Deutschland fand am Sonntag bundesweit eine
Kollekte in allen katholischen Gemeinden zugunsten der Erdbebenopfer statt.