Der päpstliche Nuntius hält eine Entspannung der Lage im Sudan
für möglich. Es gebe konkrete Hoffnungen auf Frieden. In den vergangenen Wochen habe
es positive Entwicklungen sowohl im Südsudan als auch in Darfur gegeben, so Erzbischof
Leo Boccardi. Es gebe zwar immer noch Schwierigkeiten, die man überwinden müsse, darunter
die Sicherheitsbedingungen im Land, Korruption, Stammeskonflikte. Aber die volle Umsetzung
des Comprehensive Peace Agreement (CPA) werde den Sudan zum Frieden führen, Das CPA
wurde 2005 in Nairobi unterzeichnet und sieht für den April Wahlen vor. Eine solche
Wahl findet auch für die entsprechenden Organe des Südsudan statt, der auf der Grundlage
des Abkommens weitgehende Autonomie besitzt. 2011 ist schließlich ein Referendum über
die Unabhängigkeit des Südsudan vorgesehen. Nach Ansicht von Erzibschof Boccardi
bessert sich die Situation auch in der Krisenregion Darfur. „Es kam nicht zu der angekündigten
humanitären Katastrophe, nachdem Khartum einige westliche Nichtregierungsorganisationen
aus der Region ausgewiesen hat. Diese wurden von arabischen ONGs abgelöst und die
Menschen kehren nun langsam in ihre Heimatdörfer zurück.“ „Die Phase der militärischen
Auseinandersetzungen“, so der Vatikanvertreter weiter, „scheint überwunden zu sein.
Dies bestätigen auch die Verantwortlichen der gemeinsamen Friedenseinheiten der Vereinten
Nationen und der Afrikanischen Union. Die Konfrontation findet nun auf politischer
Ebene statt und in Doha treffen sich derzeit Vertreter der Regierung mit Vertretern
der Guerillabewegungen und der Zivilgesellschaft in Darfur.“ „Gewiss“, so der Nuntius,
„gibt es noch einen gewissen Grad an Unsicherheit, doch diese rührt nicht so sehr
von militärischen Handlungen her, sondern vielmehr ist die Präsenz von Banditen dafür
verantwortlich, die entdeckt haben, dass Entführungen von Mitarbeitern und Vertretern
westlicher Einrichtungen ein lukratives Geschäft sind.“
Trotz dieser Schwierigkeiten
gebe es eine blühende Kirche im Südsudan. „In Juba, der Hauptstadt der Region Südsudan,
konsolidieren sich die Strukturen der Kirche. Es gibt heute zum Beispiel eine katholische
Universität und es wurde ein Priesterseminar eröffnet. Das katholische Sekretariat,
das nach Nairobi in Kenia ausgesiedelt worden war, wird bald nach Juba zurückkehren“,
so Erzbischof Boccardi. „Auch in anderen Regionen gibt es lebendige katholische Gemeinden
und insbesondere junge Menschen sind sehr an einem Mitwirken in der Kirche interessiert.
Ich durfte an einem Jugendtreffen in der Diözese Rumbek teilnehmen, das vom 21. bis
22. Dezember stattfand. Es waren 1.500 Jugendliche dabei und die Veranstaltung war
unter allen Gesichtspunkten ein Erfolg. Auch in Khartum können katholische Gemeinden
den eigenen Glauben ohne Hindernisse praktizieren.“