Lateinischer Patriarch zu Besuch im Bistum AugsburgD:
Anlässlich seines dreitägigen Besuch in der Diözese Augsburg hat der Lateinische Patriarch
von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass „die
Palästinenser noch immer keinen eigenen Staat haben, in dem sie in Frieden und Harmonie
mit ihren israelischen Nachbarn leben können“. Twal kritisierte die Besatzung palästinensischer
Gebiete, den fortschreitenden israelischen Siedlungsbau im Gebiet der Palästinenser
und die Zerstörung palästinensischer Häuser in Ost-Jerusalem.
Bezüglich der
verheerenden Situation in Gaza sagte der Patriarch: „Ein Jahr nach dem Krieg leidet
Gaza noch immer unter wirtschaftlicher Belagerung, schwersten Einschränkungen der
Bewegungsfreiheit, Verseuchung seines Süßwassers und der Verschmutzung des Meeres
durch Abwässer.“ Diese Situation gefährde die Gesundheit von 1,5 Millionen Menschen,
wovon 50 Prozent unter 14 Jahren seien. Zum Abschluss seines Besuches in der Diözese
Augsburg zelebrierte und predigte der Oberhirte der Katholiken des westlichen Ritus
in Israel, den palästinensischen Gebieten, Jordanien und Zypern am Sonntag in einem
Pontifikalamt mit Bischof Dr. Walter Mixa und den Augsburger Weihbischöfen, Dr. Dr.
Anton Losinger und Josef Grünwald, im Augsburger Mariendom. Erzbischof Twal dankte
dem Bischof von Augsburg für seine deutlichen und zutreffenden Worte zur Situation
der Palästinenser. Bischof Mixa hatte während einer Pilgerreise ins Heilige Land der
Deutschen Bischöfe die Lage der Palästinenser in den besetzten Gebieten hinter der
israelischen Sperrmauer als „ghettoartige Situation“ kritisiert.
Bei einem
Zusammentreffen mit Heilig-Land-Pilgern am Samstag im Kloster Irsee (Allgäu) sprach
Patriarch Twal den ungeklärten Status von Jerusalem an. Jerusalem dürfe nicht zu einer
exklusiven Stadt gemacht werden. Jerusalem gehöre Juden, Christen und Muslimen sowie
Israelis und Palästinensern gleichermaßen. Weihbischof Losinger, auf dessen Initiative
der Besuch Twals in Augsburg zustande kam, betonte, dass ursächlich für den Nah-Ost-Konflikt
nicht die Religion sondern die Politik sei.
In einem Vortrag, den der Lateinische
Patriarch bereits am Freitag vor einem Auditorium von 500 Gästen beim Akademischen
Forum der Diözese Augsburg über die Situation der Christen im Heiligen Land hielt,
drückte Twal trotz der schwierigen politischen Lage seine Zuversicht auf Frieden im
Heiligen Land aus. Er verglich die Mauer, welche die palästinensischen Gebiete von
Israel trennt, mit der Berliner Mauer. Der Patriarch gab der Hoffnung Ausdruck, dass
auch eines Tages die Mauern im Heiligen Land fallen werden. In einem Fernsehinterview
sagte der Patriarch, die Christen im Heiligen Land teilten die Leiden, die Ängste
und die Hoffnungen der Palästinenser.