2010-01-19 14:48:19

Vatikan: Kardinal Kasper: „Synagogenbesuch markiert Neuanfang“


RealAudioMP3 Als „Neuanfang nach langer Zeit der Differenzen und Schwierigkeiten“ bewertet der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans Papst Benedikts Besuch in der römischen Synagoge am vergangenen Sonntag. Kardinal Walter Kasper traf in den letzten Tagen in Rom mit der Dialogkommission und Vertretern des israelischen Judentums zusammen. Im Interview mit Radio Vatikan sagte er über den Synagogenbesuch des Papstes:

„Beide Seiten haben Entschiedenheit gezeigt, auf diesem Weg weiterzugehen, nicht nur akademisch verstanden, sondern im Sinne eines Werteaustausches. Ich halte für wichtig, was der Papst über die zehn Gebote gesagt hat. Sie sind ein gemeinsames Erbe, ein Erbe der Menschheit. Die Welt braucht heute solche Leitlinien. Sicher – es gibt Differenzen zwischen Juden und Katholiken, die vielleicht ewig bleiben werden, es gibt auch ganz konkrete Probleme. Was aber den Unterschied macht: Ob man diese Probleme in einer Atmosphäre der Feindschaft oder der Freundschaft löst. Wir haben Vertrauen aufgebaut. Dieser Besuch bedeutet Stärkung des Dialogs und ist ein Neuanfang.“

Auch die offenen Fragen zu Papst Pius XII. seien kein wirkliches Hindernis für eine Fortsetzung des Dialogs, so der Kardinal. Der Präsident der jüdischen Gemeinde von Rom, Riccardo Pacifi, hatte in seiner Synagogenrede das „schmerzende Schweigen Pius XII.“ erwähnt und eine Öffnung der noch teils geschlossenen Archive zu dem umstrittenen Papst gefordert. Kardinal Kasper dazu:
 
„Es kam zwar das Problem Pius XII. zur Sprache, aber auf friedliche Weise, und ich denke, es wird historisch eine offene Frage bleiben. Der Papst hat sich in seiner Rede sehr klar gegen alle Formen des Antisemitismus ausgesprochen und betont, den Dialog zu fortzuführen.“

In der Synagoge habe er sehr viele „bewegende und ermutigende Szenen“ erlebt, so Kasper. Vor allem das Zusammentreffen mit Überlebenden des Holocaust sei eindringlich gewesen. Im Interview mit Radio Vatikan äußerte sich der Kardinal dann auch zu weiteren Fragen der Ökumene:
 
„Ein hoffnungsvolles Zeichen für die Zukunft ist der Dialog mit den orthodoxen Kirchen. Wir haben da in den letzten zehn Jahren gute Fortschritte gemacht und wir hoffen, das geht so weiter. Es ist Freundschaft und Vertrauen entstanden. Positiv sind dabei die regelmäßigen Treffen der Vertreter beider Konfessionen und die spirituelle Abgleichung auf beiden Seiten. Das ist Ökumene an der Basis, die aber auf unseren theologischen Dialog rückwirkt.“

(19.01.2010 pr)








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