2010-01-19 11:35:55

Haiti: Endlich kommt Hilfe in Gang, Glauben gibt Hoffnung


Knapp eine Woche nach dem schweren Erdbeben auf Haiti ist die Lage der Menschen vor Ort immer noch dramatisch. Rund 70.000 Leichen wurden geborgen, aktuelle Schätzungen gehen von 200.000 Opfern aus. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen, die Hilfswerke bemühen sich um schnelle Erstversorgung der Opfer. Erschwerend kommen Unruhen und Plünderungen hinzu. Im Vergleich zu den vergangenen Tagen habe sich die Situation jedoch leicht verbessert. Das berichtet Michael Huhn, Länderreferent für Haiti beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, im Gespräch mit dem Kölner Domradio. Huhn:

„Die Menschen sehen endlich die, auf die sie gewartet haben – vier Tage lang. Nämlich die Helfer aus dem Ausland, die Tanklastwagen, die Trinkwasser bringen. Sie sehen, dass mindestens in Feldlazaretten operiert wird. Und auch, dass in der Bevölkerung selbst eine ungeheure Hilfsbereitschaft herrscht. Dass Leute aus entfernten Pfarreien Lastwagen mieten, um all die herauszuholen, die nichts zu essen und zu trinken haben.“

80 Prozent der Bevölkerung sind katholisch. Der Glaube gebe den Menschen in diesen dramatischen Tagen Kraft. Auch deshalb sei es so wichtig, die Kirchen - die selbst viele Opfer beklagen - wieder in Gang zu bringen. Huhn:

„Von allem, was ich höre und sehe, kann ich sagen, dass auch jetzt der Alltag der Menschen vom Glauben durchtränkt ist. Sie knien sich nieder, beten, verfluchen Gott, danken ihm. Und da ist die Aufgabe der Kirche in diesen Wochen, wirkliche Seelsorge zu leisten, einen Raum zu geben für die Klage, für den Glauben. Es ist ein tiefer, tiefer Schlag auch wegen des Todes vieler Kirchenmänner. Dieser Verlust von Führungspersönlichkeiten wird die haitianische Kirche schwer belasten. Aber das wird vielleicht durch die ermutigende Solidarität von außen ausgeglichen und durch die Kraft des Glaubens der Menschen.“

Im Vatikan findet an diesem Dienstagnachmittag eine Messe für die Opfer in Haiti statt. Sie wird vom vatikanischen Außenminister, Erzbischof Dominique Mambertí, geleitet. Zu einer Sonderkollekte für Haiti haben unterdessen die katholischen Bischöfe in Deutschland aufgerufen. Das unbeschreibliche Elend der Erdbebenopfer fordere die ganze internationale Gemeinschaft zu Mitgefühl und Solidarität auf, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn. Christen sollten in ihrem Einsatz für die Notleidenden in vorderster Reihe stehen. Die Kollekte findet am kommenden Sonntag in allen rund 12.000 katholischen Gemeinden in Deutschland statt.

(domradio/kna 19.01.2010 pr)

 







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