2010-01-17 10:29:26

Der Papst in der Synagoge: „Historisch - aber normal“


RealAudioMP3 Der Besuch von Papst Benedikt in der römischen Synagoge „ist ein historisches Ereignis, das beträchtliche Emotionen aufrührt“. Das sagt der israelische Vize-Regierungschef Silvan Shalom, der am Sonntag Abend an dem römischen Ereignis teilnimmt. Benedikts Visite sei „ein religiöses, kein politisches Ereignis“, präzisiert der Politiker: „Es symbolisiert die Annäherung zwischen Juden und Christen“. Bedeutsam sei, dass der Papstbesuch „in großer zeitlicher Nähe zum internationalen Holocaust-Gedenktag stattfindet“.

Auch Israels Staatspräsident Shimon Peres hat sich zum Synagogenbesuch Benedikts geäußert. Die Beziehung des Papstes zum Judentum sei „tief und ehrlich“, so Peres in einem Fernsehinterview: „Wir stimmen nicht in allen Fragen überein, etwa beim Seligsprechungsprozeß von Pius XII.; aber in den jüdisch-katholischen Beziehungen verhält sich dieser Papst sehr respektvoll, und ich vertraue ihm.“ Die israelische Presse betont in ihrer Berichterstattung die Debatte innerhalb der römischen jüdischen Gemeinde angesichts des Besuchs von der anderen Tiberseite. „Ha`aretz“ weist auf die Polemik gegen eine mögliche Seligsprechung von Pius XII. hin; „Ma`ariv“ erwähnt, dass etwa 600 Journalisten aus aller Welt das Ereignis mitverfolgen werden.

Der Präsident der italienischen Rabbinervereinigung, Giuseppe Laras, hat seine Skepsis gegen den Papstbesuch in der Synagoge etwas abgeschwächt. Laras hatte vor einigen Tagen in einem Interview erklärt, er werde an dem Ereignis nicht teilnehmen, weil er damit rechne, dass es nur der Kirche etwas bringe. Jetzt meinte er vor Journalisten, er hege zwar weiterhin „keine großen Erwartungen”: Aber „ich hoffe, dass doch etwas Positives herauskommt, anders als es im Moment scheint”, so der frühere Oberrabbiner von Mailand wörtlich.

Der Chefredakteur der Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano“ hat jetzt in einem Essay die Erwartungen des Vatikans an den Papstbesuch in der Synagoge formuliert. Die Visite „bestätigt ein weiteres Mal die Öffnung und Freundschaft der katholischen Kirche zum jüdischen Volk“, so Gianmaria Vian. Der Besuch sei also „gewiß historisch, aber auch normal“.

Fortschritte für die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Israel erhofft sich der israelische Franziskanerpater David Jaeger von dem Synagogenbesuch. Hier bestehe weiterer Klärungsbedarf. Ansonsten gebe es zwischen Judentum und katholischer Kirche viele Gemeinsamkeiten und Felder der Zusammenarbeit: Lebensschutz, Solidarität für die Nöte der Menschheit, Einsatz für Gerechtigkeit und gegen Ausbeutung, Achtung der Menschenrechte. Die jüngsten „Zwischenfälle“ seien „mehr medial als real“ gewesen, betonte Jäger gegenüber der Zeitung „Il Giornale“ vom Sonntag.
Gegen 16.30 Uhr wird der Papst am jüdischen Gebetshaus am linken Tiberufer eintreffen. Nach einer Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Deportation von 1.021 Personen im Oktober 1943 durch die SS hält er in der Synagoge eine programmatische Rede.

(ansa/or/rv/kipa 17.01.2010 sk)








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