2010-01-14 13:51:26

Vatikan: Synagogenbesuch wird das Verbindende zeigen


RealAudioMP3 An diesem Sonntag wird Papst Benedikt XVI. die Synagoge der jüdischen Gemeinde von Rom besuchen. Eine Begegnung, die sicherlich in die Geschichte eingehen wird und im Vorfeld mit großen Erwartungen verbunden ist. Ein gutes Verhältnis zu den Juden ist für Papst Benedikt von größter Bedeutung, da ist sich Jesuitenpater Christian Rutishauser sicher. Der Schweizer unterrichtet Jüdische Studien an der Päpstlichen Hochschule Gregoriana in Rom und erläutert im Gespräch mit Radio Vatikan, wie der Besuch dazu beitragen kann, die Irritationen der letzten Jahre im jüdisch-christlichen Dialog zu bereinigen – gerade weil sie durch Papst Benedikt selbst ausgelöst worden seien:

„Ich denke, es gibt zwei größere Irritationen: Die eine kommt durch das Motu Proprio von 2007 zur Wiederzulassung der Tridentinischen Messe. 2008 hat der Papst dann eigenhändig die Fürbitte zum Karfreitag neu formuliert. Das hat größere Irritationen ausgelöst, weil viele das so interpretiert haben, dass der Papst die Judenmission erneut möchte. Eine andere hat die größere Öffentlichkeit erreicht: Das war gerade vor einem Jahr, als die Exkommunikation gegenüber den vier Bischöfen der Piusbruderschaft aufgehoben worden ist. Dass da ein Holocaust-Leugner darunter ist, hat natürlich für die Juden einen Affront bedeutet. Und zu einer Irritation - man könnte auch sagen, in eine Krise geführt.“

Das Schlüsselwort sei die gegenseitige Verständigung. In deren Zentrum stehe auch für Papst Benedikt die Konzilserklärung „Nostra aetate“, die dem jüdisch-katholischen Dialog den Weg geebnet habe. Das Dokument habe mit der antijudaistischen Tendenz der katholischen Theologie, die ihr über Jahrhunderte innegewohnt habe, aufgeräumt. Pater Rutishauser fasst es so zusammen:

„Die Neuerungen bestehen vor allem darin, dass nicht mehr das Trennende betont wird zwischen Juden und Katholiken, sondern das Verbindende. Und auf der anderen Seite wird der Gottesmord-Vorwurf, der den Juden immer gemacht worden ist, mit dem Dokument Nostra Aetate theologisch zurückgewiesen wird. Und Johannes Paul II. hat das dann weitergeführt, indem er gesagt hat: Das Judentum steht in einem ungekündigten Bund mit Gott.“

Am letzten Mittwoch hat sich auch der Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, zum bevorstehenden Besuch in der jüdischen Gemeinde geäußert. Kardinal Kasper, der auf katholischer Seite für die Beziehungen zum Judentum verantwortlich ist, hofft auf positive Signale für das interreligiöse Gespräch:

„Ich würde eine neue Erwärmung des Dialogs – es hat gewisse Probleme gegeben in den letzten Jahren –begrüßen. Ich würde mir wünschen, dass sich die Atmosphäre wieder etwas entspannt. Denn die Atmosphäre ist grundlegend für jeden Dialog und ich denke, dass dieser Besuch da bereinigend wirkt und uns unterstützt im weiteren Fortgang unserer Gespräche.“

Radio Vatikan überträgt live und über die Partnersender den Besuch in der römischen Synagoge am Sonntag ab 16.20 Uhr.

(rv 14.01.2010 ds/vp)







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