2010-01-14 12:16:52

Haiti nach dem Beben: „Die Menschen beten und weinen“


RealAudioMP3 Noch ist es zu früh, die Schäden zu ermessen, die die Menschen in Haiti durch das Erdbeben vom Dienstag erlitten haben. Die Bilder und Nachrichten sind herzzerreißend. Mit den Händen graben die Menschen nach Verschütteten, die Zahl der Opfer könnte in die Zehntausende gehen, augenblickliche Schätzungen sprechen von bis zu 30.000. Der Papst hat am Mittwoch von Rom aus zu Hilfe für das ärmste Land der westlichen Hemisphäre aufgerufen; in Port-au-Prince treffen die ersten Hilfsflüge ein. Stefan Kempis hat Eindrücke aus Haiti gesammelt.

„Ich glaube nicht, dass Haiti jemals eine solche Katastrophe erlebt hat.“ Das sagt Eli Lafortune vom Hilfsverband „US-aid“. „Ich war während des Erdbebens im Zentrum von Port-au-Prince: überall Trümmer; Leute, die darunter eingequetscht sind; viele Gebäude eingestürzt, sogar der National-Palast, Kirchen, Schulen... es ist wirklich schrecklich! So viele tote Kinder – ich habe Furchtbares gesehen. Und keiner konnte dem anderen helfen, alle stehen unter Schock, es ging alles so schnell... wirklich unglaublich. Alle rannten um ihr Leben... ich fürchte, die genaue Zahl der Opfer werden wir nie erfahren... Die Menschen hier beten überall und weinen. Es ist wirklich eine Katastrophe!“

„Die Kirche ist in Haiti traditionell im sozialen Bereich stark“, sagt der Priester Jean Patrick. „Aber jetzt ist sie selber mitbetroffen und kann deswegen nicht voll die Hilfe leisten, die die Menschen brauchen. Pfarrhäuser und Kirchen sind eingestürzt, die Kathedrale stand in Flammen, viele Caritas-Helfer sind ums Leben gekommen...“

Michael Huhn von Adveniat: „Aber auch über den Wiederaufbau hinaus ist die Rolle der Kirche jetzt ganz, ganz dringlich: Dass sie den Menschen Trost spendet und auch einen Ort für die Klage gibt. Wie immer nach der Katastrophe sind jetzt in Haiti die Kirchen und Kapellen voll; gestern gab es schon Berichte, dass die Menschen einfach vor ihren Häusern kauern, beten und sich umeinander scharen. Ich glaube, dass dieser Trost im Moment genauso wichtig ist wie der mittel- und langfristige Wiederaufbau.“

„Haiti ist in gewisser Weise an Katastrophen gewöhnt – wenn es keine Naturkatastrophen sind, dann politische“, sagt Pater Patrick. „Aber die Leute auf Haiti haben die Mentalität, dass das Morgen doch irgendwie besser sein wird. Sie glauben auf eine sehr christliche Weise, dass Gott mit ihnen ist und mit ihnen geht, trotz allem...“

(rv 14.01.2010 sk)








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