2010-01-13 11:29:49

D: Anselm Grün wird 65 - „Ich versuche die christliche Botschaft zu verkünden“


RealAudioMP3 Es heißt, er sei der populärste Mönch Deutschlands: Der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün wird 65. Über 15 Millionen Exemplare seiner spirituellen Bücher wurden weltweit gelesen - und das in mehr als 30 Sprachen. Aus Anlass seines Geburtstages am 14. Januar haben wir mit dem als Ratgeber und „Gottessucher“ bekannten Pater gesprochen. Im Interview mit Aldo Parmeggiani erklärte Anselm Grün, wie man heute Gott suchen und finden könne:

„Gott suchen ist für uns Mönche die wichtigste Aufgabe. Der heilige Benedikt versteht den Mönch als einen, der immer Gott sucht. Gott suchen bedeutet, einmal im eigenen Herzen, in der Stille zu fragen: Wer bin ich und welcher ist der tiefste Grund meines Lebens? Wenn ich in mich hineinhorche, spüre ich eine Sehnsucht nach mehr, nach Heimat, nach Geborgenheit, nach Liebe. Das ist für mich eine Öffnung Gott gegenüber.“

Anselm Grün schreibt: „Trau deiner Sehnsucht, in ihr wirst du heitere Erfüllung erfahren.“ Klingt das nicht sehr esoterisch?

„Ja, manche werfen mir vor, esoterisch zu sein. Für mich ist die Esoterik aber auf der einen Seite eine Herausforderung, weil sie manche christlichen Traditionen aufgreift, die wir vernachlässigt haben, wie Engel, wie Rituale. Auf der anderen Seite birgt die Esoterik die Gefahr, Gott zu vereinnahmen und zu billige Wege anzubieten. Ich versuche die christliche Botschaft zu verkünden, natürlich genau wie Johannes. Was er da in seinem Evangelium verkündigt hat, waren ja auch die Schlagwörter der Gnosis, wie Licht, Wahrheit, Leben, Weg. So versuche ich auch manche Begriffe der Esoterik aufzugreifen, sie aber christlich zu füllen.“

Ein Blick nach Rom. Was denken Sie über Papst Benedikt XVI? Wie beurteilen Sie sein bisheriges Pontifikat von Deutschland aus?

„Ich bin sehr dankbar, dass er ein guter Theologe ist. Ich lese sehr gerne seine Enzykliken, seine Predigten und seine Bücher, weil es eine sehr solide Theologie und auch eine sehr spirituelle Theologie ist. – Sein Versuch, die Piusbrüder wieder einzubinden, das war sicher auch gut gemeint und von guten Absichten geprägt, aber da ist sicher einiges auch schief gelaufen. Er ist halt sehr Professor und nicht ein Diplomat. Aber man kann von einem Papst nicht alles erwarten! Ich denke, er macht das mit großer Liebe und mit großem Engagement, und ich wünsche ihm, dass diese Theologie, die er verkündet, zur wichtigsten Botschaft wird ... und dass er auch geschützt wird. Ein Papst steht ja vor so vielen Auseinandersetzungen – vor Missverständnissen und Konflikten, die er gar nicht sucht und die von außen an ihn herangetragen werden.“

 
Das gesamte Interview mit Anselm Grün hören Sie am Sonntag, den 17. Januar, in der Reihe „Menschen in der Zeit“ von Aldo Parmeggiani.
 
(rv 13.1.2009 ap)







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