D: Anselm Grün wird 65 - „Ich versuche die christliche Botschaft zu verkünden“
Es heißt, er sei der
populärste Mönch Deutschlands: Der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün
wird 65. Über 15 Millionen Exemplare seiner spirituellen Bücher wurden weltweit gelesen
- und das in mehr als 30 Sprachen. Aus Anlass seines Geburtstages am 14. Januar haben
wir mit dem als Ratgeber und „Gottessucher“ bekannten Pater gesprochen. Im Interview
mit Aldo Parmeggiani erklärte Anselm Grün, wie man heute Gott suchen und finden könne:
„Gott
suchen ist für uns Mönche die wichtigste Aufgabe. Der heilige Benedikt versteht den
Mönch als einen, der immer Gott sucht. Gott suchen bedeutet, einmal im eigenen Herzen,
in der Stille zu fragen: Wer bin ich und welcher ist der tiefste Grund meines Lebens?
Wenn ich in mich hineinhorche, spüre ich eine Sehnsucht nach mehr, nach Heimat, nach
Geborgenheit, nach Liebe. Das ist für mich eine Öffnung Gott gegenüber.“
Anselm
Grün schreibt: „Trau deiner Sehnsucht, in ihr wirst du heitere Erfüllung erfahren.“
Klingt das nicht sehr esoterisch?
„Ja, manche werfen mir vor, esoterisch
zu sein. Für mich ist die Esoterik aber auf der einen Seite eine Herausforderung,
weil sie manche christlichen Traditionen aufgreift, die wir vernachlässigt haben,
wie Engel, wie Rituale. Auf der anderen Seite birgt die Esoterik die Gefahr, Gott
zu vereinnahmen und zu billige Wege anzubieten. Ich versuche die christliche Botschaft
zu verkünden, natürlich genau wie Johannes. Was er da in seinem Evangelium verkündigt
hat, waren ja auch die Schlagwörter der Gnosis, wie Licht, Wahrheit, Leben, Weg. So
versuche ich auch manche Begriffe der Esoterik aufzugreifen, sie aber christlich zu
füllen.“
Ein Blick nach Rom. Was denken Sie über Papst Benedikt XVI? Wie
beurteilen Sie sein bisheriges Pontifikat von Deutschland aus?
„Ich bin
sehr dankbar, dass er ein guter Theologe ist. Ich lese sehr gerne seine Enzykliken,
seine Predigten und seine Bücher, weil es eine sehr solide Theologie und auch eine
sehr spirituelle Theologie ist. – Sein Versuch, die Piusbrüder wieder einzubinden,
das war sicher auch gut gemeint und von guten Absichten geprägt, aber da ist sicher
einiges auch schief gelaufen. Er ist halt sehr Professor und nicht ein Diplomat. Aber
man kann von einem Papst nicht alles erwarten! Ich denke, er macht das mit großer
Liebe und mit großem Engagement, und ich wünsche ihm, dass diese Theologie, die er
verkündet, zur wichtigsten Botschaft wird ... und dass er auch geschützt wird. Ein
Papst steht ja vor so vielen Auseinandersetzungen – vor Missverständnissen und Konflikten,
die er gar nicht sucht und die von außen an ihn herangetragen werden.“
Das
gesamte Interview mit Anselm Grün hören Sie am Sonntag, den 17. Januar, in der Reihe
„Menschen in der Zeit“ von Aldo Parmeggiani. (rv 13.1.2009 ap)