Nach den gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Süditalienern und afrikanischen Erntearbeitern
spricht die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ von einem landesweit verbreiteten
Rassismus. Die Italiener seien nie durch Offenheit gegenüber Fremden aufgefallen,
schreibt die römische Historikerin Giulia Galeotti in einem Gastbeitrag für die Ausgabe
von diesem Dienstag. Auf die Unruhen in Kalabrien selbst geht der Beitrag nicht ein.
Nach Informationen der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ war das Skript
bereits zuvor entstanden. Eigentlicher Anlass sei die anhaltende Beschimpfung des
farbigen Stürmers Mario Balotelli vom Fussballklub Inter Mailand durch Fans gewesen,
so der „Corriere“. In der italienischen Presse ruft der Beitrag der Wissenschaftlerin
ein breites Echo hervor. Galeotti schrieb im „Osservatore“, eine Bahnfahrt, ein Spaziergang
im Park oder ein Fußballspiel ließen keinen Zweifel daran, dass der überwunden geglaubte
blinde Hass und die Barbarei gegenüber Menschen anderer Hautfarbe weiterhin existiere.
Der Rassismus in Italien sei nicht mit dem Untergang des Faschismus 1945 verschwunden,
sondern die Nachkriegszeit hindurch stark ausgeprägt geblieben, so die Historikerin.